: Berufliche Schulen im Nebel
Schulforum der GAL: Aufgebrachte Lehrer kämpfen für ihre Schüler
Weit über 100 Interessierte – überwiegend betroffene Lehrer – waren am Donnerstagabend zum Schulforum der GAL ins Rathaus gekommen, um zu erfahren, wie es weitergeht mit den Beruflichen Schulen in Hamburg. Denn seit Monaten verhandeln Behörde und Handelskammer geheimdiplomatisch über die von der Wirtschaft erwünschte Trägerschaft Beruflicher Schulen. Ab und an kommt ein Papier ins Licht, Lehrer sind an dem Prozess nicht beteiligt.
Nun ist immerhin so viel klar: Zum kommenden Schuljahr wird es noch keine Änderung geben. Und Professor Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, versprach: „Wir wollen nicht das Grundgesetz außer Kraft setzen.“ Soll heißen: Für Schulaufsicht und Lehrpläne bleibt der Staat zuständig. Schmidt-Trenz fürchtet, „dass wir mit der dualen Ausbildung bald in Konkurrenz zum Bachelor-Abschluss stehen“.
Die anwesenden Lehrer schüttelten darüber die Köpfe. Denn ihre Schüler haben überwiegend weder Ausbildungs- noch Studienplatz, weil sie keine oder schlechte Schulabschlüsse haben und in einer ausbildungsunwilligen Wirtschaft nicht zum Zuge kommen. Und das sind 60 Prozent aller Berufsschüler. „Diese Bildungsgänge sind eminent wichtig, so lange wir nicht genügend duale Ausbildungsplätze haben“, sagt Schmidt-Trenz. Wenn sich Kammern und Behörde über die Eckpunkte einer Reform geeinigt haben, verspricht er „einen umfangreichen Beteiligungsprozess“.
Eine Schülerin – die einzige an diesem Abend – fragte, ob man sich die Umstrukturierung nicht sparen könnte, „wenn die Betriebe einfach mit ihren Ansprüchen etwas runtergehen und auch Jugendlichen eine Chance gäben, die nicht so gut in der Schule sind“. Eine Frage, auf die sie bedauerlicherweise keine Antwort bekam. san
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen