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Von Punk übrig geblieben sind neben der Uniform, der in immer neuen Wellen anbrandenden und bestens vermarktbaren Rotzlöffel-Attitude sowie den notorischen Band-Reformierungen einige bis ins hohe Alter hinein pausenlos musizierende Zeitzeugen. Etwa TV Smith. Die Geschichte ist zunächst tausendfach erzählt: 1976 nach London gezogen (aus Südengland), „Sex Pistols“ gesehen (live), Band gegründet („Adverts“), Hit geschrieben („Gary Gilmores Eyes“), Band aufgelöst, in diversen mittelprächtigen Gruppen vor sich hin gerockt, die Würde des Alters vermissen lassen. So gesehen hat es Herr Smith anders und richtig gemacht, als er sich Mitte der Mitte der 90er Jahre abseilte, nicht mehr mit den neuen jungen Leuten um die alten Posen konkurrierte, sondern stattdessen die Akustikgitarre zu seiner standesgemäßen Waffe erklärte. Andere Musiker werden seitdem nur noch hin und wieder als instrumentierendes Beiwerk akzeptiert, ansonsten dominieren der allein vorgetragene Protestsong und das gesprochene Wort. Herausgekommen ist ein Billy Bragg für Alt-Punks, die auch keinen mittelmäßigen Rock mehr hören wollen oder ein Frank Stubbs für Leute, die keinen Whisky trinken. So darf man ins Alter schreiten.
Fr, 31. 10., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30Daniel Johnston bringt all das mit, was Figuren der Popmusik, oder sagen wir ruhig: der Kunst, mitbringen müssen, um groß genannt werden zu können. Er schwankt zwischen Genialität und Wahnsinn, wähnt sich kurz vor dem Durchbruch, wird von Kurt Cobain, „Sonic Youth“ und anderen entdeckt und protegiert, fällt hin, steht sich selbst im Weg und fängt wieder von vorne an. Nicht unerwähnt bleibt in der Regel auch, dass er manisch-depressiv ist und noch zu Hause bei seinen Eltern wohnt. Der Ruhm des größten real-existierenden Antihelden der populären Musik (Die Zeit) gründet nicht unwesentlich auf dieser Hardcore-Version des üblichen, nach Besonderheiten und Sonderbarkeiten süchtigen Medien- und Konsumentenbetriebs, der sich an jeder Kaputtheit wohlig warm reibt. Aber das verstellt eher den Blick auf das, was diesen oft ins Autistische weisenden Songwriter und seine herzzerreißenden Fragmente und Songtrümmer ausmacht: Alles bleibt rudimentär, fragil, verletzlich bis ins Kleinste, wirkt authentisch und ist allein damit schon den kumpelhaften Einverleibungen des Popbetriebs deutlich wesensfremd. Sa, 1. 11., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 Das mittlerweile aufgelöste „Anti Pop Consortium“ verstand sich als eine Art antithetisches Statement zum vorherrschenden Gestus der US-Hip-Hop-Szene der 90er Jahre, setzte gegenüber Gangsta-Attitude und einem vor allem auf die weiße Mittelschicht abzielenden Mainstream starke Akzente auf die Turntable- und Battle-Kultur der Frühzeit. In dieser Tradition agieren bis heute die ehemaligen Mitglieder, von denen einer, Beans, mittlerweile zwei Soloalben veröffentlicht hat. Zu hören gibt es dort aufgefrischten und mit dezenter Elektronik unterlegten Hip-Hop, der ansonsten an den staubtrockenen Stil von „Boogie Down Productions“ erinnert, in dem den Rhymes höchster Stellenwert zukommt. So, 2. 11., 21 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178 Was Bands wie „Calexico“ und „Death Cab for Cutie“ eint, ist die unbedingte musikalische Zuneigung zu Swell. Die dürfen sich sogar versichern lassen, dass ihr folklastiger, oft sehr düsterer und nur vorgeblich zuweilen banal daherkommender Indiepop im Schaffen der Kollegen deutliche Spurrillen hinterlassen hat – etwas kaufen konnten sie sich davon allerdings noch nicht. Auch nach 11 Platten gilt diese 1987 gegründete Band noch als Geheimtipp, der sie vermutlich immer bleiben wird. Das freut die Pophistoriker und den Gast, der sich auch weiterhin zum kleinen Kreis der Mitwissenden zählen darf. Di, 4. 11., 21 Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36 NILS SCHUHMACHER