Waffen, Sex und Feindberührung

Bin ich bei der CIA oder bei einem anderen Club? Fragt sich der Held von Roger Donaldsons Thriller „Der Einsatz“

Als Thriller gehört „Der Einsatz“ zu jener Sorte Film, die es darauf anlegt, dass man nur wenig über sie sagen kann. Es sei denn, man tritt als Spielverderber auf. Oder macht sich zum Idioten, weil man die Dinge wissentlich falsch darstellt. Oder gar zum Komplizen der Werbestrategen, weil man Andeutungen raunend auf die falsche Fährte lockt. Denn – kein ganz neues Motto – „nichts ist hier, wie es scheint“.

Halten wir uns an die Ausgangssituation: Colin Farrell spielt James Clayton, einen Computerspezialisten, der gerade sein Studium so brillant abgeschlossen hat, dass zukünftige Arbeitgeber sich um ihn reißen. Darunter auch ein älterer Mann mit rauchiger Stimme, intensivem Blick und markigen Rätselsprüchen – das ist Al Pacino als CIA-Veteran William Burke. Natürlich lehnt James das Angebot, als Top-Agent für das Gute in der Welt zu kämpfen, zuerst ab. Er hat kein ganz so positives Bild von der „Company“ („ein Haufen fetter Weißer, die schliefen, als wir sie wirklich gebraucht haben“) und William Burkes manierenloses Auftreten ist nicht dazu angetan, das zu verbessern. Aber dann kommt heraus, das sein verunglückter Vater eventuell für den Verein im Dienst war, und obwohl Burke „keine Antworten, nur Geheimnisse“ verspricht, lässt James sich schließlich doch ins Trainingscamp einladen.

Immer wieder heißt es, die CIA achte genau darauf, in Hollywood-Filmen gut dazustehen. Sehr erfolgreich ist sie dabei nicht. Zumindest hierzulande ruft die Behauptung, mit der Entscheidung für die CIA wähle man im Kampf von Gut gegen Böse das Gute, eher Lachen hervor. Was aber auch mit jener besonders abgefeimten Strategie zusammenhängen mag, die Al Pacino alias Burke hier erstmals der Öffentlichkeit preisgibt: Die CIA mache ihre Fehlschläge publik, nicht ihre Erfolge. Im Übrigen eine der wenigen Behauptungen im Film, die der Überprüfung durch die Realität standhalten.

Offensichtlich um den Weltmarkt nicht zu verprellen, verzichtet der Film auf allzu explizite Darstellung des Bösen. Künftigen Generationen wird es trotzdem leicht fallen, die Entstehungszeit zu erraten: Der Feind wird nämlich da verortet, wo entweder Farsi gesprochen wird oder Muslime in der Verwandtschaft nachgewiesen werden können.

Die Attraktion des Spionage-Milieus liegt im Halbseidenen und Zwielichtigen – all die Verkleidungen und Täuschungen, der Mix aus Alltag, Sex, Waffen und Feindberührung! Leider sind das alles Dinge, für die sich James Clayton gar nicht so interessiert. Brav will er bei den Psychospielchen, mit denen die Agentenanwärter geschult werden, stets der Beste sein. Es spricht für seine Intelligenz, dass er zwischendurch daran zu zweifeln scheint, ob er bei der „richtigen“ CIA gelandet ist oder vielleicht bei einem anderen Club, der sich „The Company“ und sein Trainingscenter gemütlich „The Farm“ nennt.

Was kann man noch verraten? Das Mentor-Schüler-Drama zwischen Burke und James verschärft sich durch das Hinzutreten einer Frau. Und wer zwischendurch trotz aller stereotypen Formelhaftigkeit des Films den Faden verlieren sollte, kann sich entspannt zurücklehnen: Wie so oft will der eigentliche Bösewicht in dem Moment, als er dem letzten Zeugen seines schändlichen Tuns die Knarre an den Kopf hält, die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, ein letztes Mal ausführlich von seinem genialen Plan erzählen zu dürfen.

BARBARA SCHWEIZERHOF