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Archiv-Artikel

Unglück beim Tabellennachbarn

Hertha BSC Berlin verliert auch in Hamburg. Nach dem 0:1 darf sich nun der HSV auf einem Uefa-Cup-Platz einrichten. Berlin guckt eher nach unten

von MARKUS VÖLKER

Es galt, eine Menge aufzuarbeiten. Und wieder gutzumachen. Die letzte Dienstreise von Hertha BSC zu Boavista Porto am Donnerstag ging daneben. Das Uefa-Pokal-Aus löste eine kleine Vereinskrise aus, einerseits weil es sich mit den Portugiesen um einen schlagbaren Gegner handelte, andererseits weil die Elf als schlechter Verlierer vom Platz ging. Gegen den Hamburger Sportverein wollte die Mannschaft von Trainer Huub Stevens die entsprechende Antwort auf die Geschehnisse vom Donnerstag geben. Es war eine Antwort, die, im Kern richtig, nur mit null Punkten belohnt wurde. Das Spiel in Hamburger endete 1:0 für den HSV, obwohl Hertha BSC ein reguläres Tor erzielte.

Stevens krempelte das Team im Vorfeld um. Im Angriff spielten der Brasilianer Luizao und Bart Goor für Alex Alves und Michael Preetz. Auch Abwehrspieler Dick van Burik blieb zunächst draußen. Zudem war Michael Hartmann gesperrt für das Match der Tabellennachbarn, die um den fünften Platz rangeln.

Die Partie begann rasant. Der HSV kam in den ersten Minuten zu zwei guten Möglichkeiten, Hertha wartete nicht lang mit einer Reaktion und brachte es in der 5. Minute zu einer Gelegenheit von Bart Goor, der von Stefan Beinlich genau bedient wurde. Aus Nahdistanz scheiterte der belgische Nationalspieler am Tormann des HSV. Von Beginn an war deutlich zu sehen, dass Hertha BSC mit der Verpflichtung auf den Platz gegangen war, eine Schmach zu tilgen und sich wieder ins rechte Licht zu stellen. Die Umstellungen in der Elf brachten die erhoffte Belebung. Überdies erwischte Beinlich einen guten Tag und erfüllte jene Ansprüche, die an einen Spielgestalter gestellt werden, der obendrein um seine Vertragsverlängerung kämpft.

In der 20. Minute verpasste Luizao das Führungstor, als er, frei vor Martin Pieckenhagen auftauchend, es nicht fertig brachte, den Ball am Torsteher vorbeizuschieben. Dieser missratene Versuch war erst sein neunter Torschuss in der Bundesliga. Und auch diesmal blieb Luizao vieles schuldig. Dennoch zeigte sich Manager Dieter Hoeneß zur Halbzeit zufrieden mit dem Engagement der Herthaner. „Das Team gibt die richtige Antwort“, sagte er, „das gefällt mir gut, allerdings fehlt das Tor.“

Hoeneß sollte nicht lang auf den ersten Treffer der Partie warten – er fiel jedoch für den Hamburger SV. Rudolfo Cardoso schlug einen Freistoß auf den Kopf von Hoogma (55.). Der HSV-Kapitän kam unbedrängt zum Zug, weil sich Luizao bei seinem Abwehrversuch verschätzte; drin war die Kugel, sehr zum Entsetzen von Hoeneß und Stevens, die wiederholt gepredigt hatten, wie wichtig ein Sieg in diesem Big-Point-Spiel der direkten Konkurrenten sei. Fast hätte es noch geklappt mit dem Ausgleich. Nach einem Gestocher im HSV-Strafraum (81.) landete der Ball in vollem Umfang hinter der Linie – ein Tor wurde aber nicht gegeben. Die durchaus unglückliche Niederlage führt Hertha nun auf Platz sieben. Berlin ist damit in einer Tabellenregion angekommen, die vom UI-Cup träumen lässt – es sind allerdings Albträume, die dieser prestigearme Wettbewerb bei den Vereinslenkern provoziert.