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Archiv-Artikel

was machte eigentlich ...Lotte Ulbricht?

Die DDR untenrum bunt

Von ROT

Wie man sich kleidet, so fühlt und lebt man. Lotte Ulbricht, die Frau des einstigen DDR-Staatschefs Walter Ulbricht, wollte, dass sich die Bürger des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden gut fühlen – vor allem untenrum. Deshalb hat sie, berichtet jetzt die Super-Illu, dem Grau und Schwarz, den jahrelangen Trendfarben bei der Damenunterwäsche, auf der Leipziger Herbstmesse 1964 den Kampf angesagt. Lotte Ulbricht habe sich zu ihrem Mann gebeugt und die tristen dunklen Farben kritisiert. Sie bevorzugte stattdessen rote Slips, fliederblaue BHs und lindgrüne Hemdchen. Farben, die dem optimistischen Lebensgefühl der DDR-Frauen besser entsprächen.

Walter Ulbricht soll gezögert haben, wahrscheinlich weil er sich persönlich kritisiert fühlte. Dann aber habe er zugestimmt, und Frau Ulbricht schrieb in ihr Tagebuch: „Es folgt die Versicherung, man werde die Kollektion farblich überarbeiten.“

Zwanzig Jahre später war davon nicht mehr viel zu spüren. Bei der Unterwäsche dominierte die praktische und bequeme Massenware aus chinesischer Produktion: weiß, Feinripp, 100 Prozent Baumwolle. Dass die DDR im Kampf der Systeme untergehen würde, sieht man, wenn man heute durch die Wäsche-Abteilungen von H & M oder New Yorker schlendert. Vieles ist kritikwürdig am Kapitalismus – seine hier erhältliche Underwear aber ist fraglos ansprechender. Und darauf kommt es bekanntlich manchmal an. Lotte Ulbricht muss es geahnt haben. ROT FOTO: RTR