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Archiv-Artikel

Intendant gekürt

Isabella Vértes-Schütter macht Nägel mit Köpfen: Vier Tage nach ihrer Kandidatur als SPD-Kultursenatorin präsentiert die Chefin des Ernst-Deutsch-Theaters Volker Lechtenbrinck als Nachfolger

von petra schellen

Vor Überraschungen hat sie keine Angst, wenn auch der Moment der Verkündigung etwas irritiert: Für fünf Jahre ganz abgeben wird Isabella Vértes-Schütter die Intendanz des Ernst- Deutsch-Theaters. Nachfolger bis 2009 soll der Schauspieler Volker Lechtenbrinck (59) werden, der eng mit Theatergründer Friedrich Schütter befreundet war und dem Haus eng verbunden ist. „Ich wollte bezüglich meiner Nachfolge Klarheit schaffen und habe mich für diese Lösung entschieden – unabhängig davon, ob die SPD so abschneidet, dass mir das Kultursenatorinnen-Amt angetragen wird oder nicht“, erklärte Vértes-Schütter gestern.

Warum sie dies nicht schon vier Tage vorher – am Montag war sie als Teil des Mirowschen SPD-Kompetenzteams vorstellt worden – verkündet hatte, sagte sie nicht. Mag sein, dass die SPD ein klares, keinesfalls als Halbherzigkeit auslegbares Bekenntnis gefordert hat, mag sein, dass Vértes-Schütter nach neunjähriger Intendanz ein wenig amtsmüde ist. Jedenfalls könne sie die Kreativpause „gut gebrauchen“ , beteuerte die 41-Jährige gestern und freute sich sichtlich, dass das Haus unter Lechtenbrincks Ägide „in der Familie bleibt“.

„Das Angebot hat mich überrascht und stolz gemacht“, parierte Lechtenbrinck. „Ich habe mir ein paar Tage Bedenkzeit erbeten, mit meiner Familie gesprochen und dann zugesagt.“ Viel Intendanzerfahrung habe er zwar nicht, „aber die dreimalige Intendanz der Bad Hersfelder Festspiele ist sicher eine gute Schule gewesen.“ So sehe er dem Wechsel des Metiers mit Optimismus entgegen und hoffe „auf ein bisschen Kredit Ihrerseits für den Beginn“. Programmatisch spiegele der Spielplan der kommenden Saison „das, was auch ich unter Theater verstehe – mit kleinen Abweichungen, aber die gibt es natürlich immer. Fest steht: Das Ernst-Deutsch-Theater ist und bleibt meine künstlerische Heimat.“ Ob Lechtenbrinck exorbitante Neuerungen einführen und neue Publikumssegmente gewinnen wird, bleibt abzuwarten. Zunächst wird es vermutlich business as usual geben. „Ich will auf keinen Fall den Abonnentenstamm vergraulen. Dieses Publikum brauchen wir, es trägt das Theater.“

Und wenn die SPD die Bürgerschaftswahl verlieren sollte? „Dann gehe ich nicht in die Politik“, betonte Vértes-Schütter. „Als kulturpolitische Sprecherin etwa stehe ich nicht zur Verfügung. In diesem Fall werde ich meinen künstlerischen Weg anderweitig weiterverfolgen und im Jahr 2009 mit frischen Impulsen ans Ernst-Deutsch-Theater zurückkehren.“