: vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Phädra hat alles, weil sie sich alles kaufen kann. Nur ihren Stiefsohn Hippolytos nicht. Je weniger er Phädras verbotene Liebe erwidert, desto zerstörerischer wird ihre Gier nach ihm. Das tödliche Ende der Geschichte ist bekannt, seit Euripides sie vor gut 2500 Jahren zuerst erzählte. Racine machte endgültig einen Klassiker daraus. In den Neunziger Jahren hat sich die Dramatikerin Sarah Kane dieser desaströsen Liebe angenommen. Kane, die in ihren Stücken die Sehnsüchte der vom Kapitalismus verrohten Menschen sezierte, bis Blut floss – am Ende auch ihr eigenes. Christina Paulhofer, deren „Macbeth“ noch in bester Erinnerung ist, wird Kanes „Phaidras Liebe“ an der Schaubühne jetzt mit Corinna Harfouch in der Titelrolle inszenieren (Premiere Samstag). Auch René Pollesch zählt die Liebe zum Letzten, was in unseren wohlfeilen Zeiten noch immer nicht käuflich ist. Mit gewohnter diskursiver Energie wird er in seinem neuen Theaterabend „Freedom, Beauty, Truth & Love. Das revolutionäre Unternehmen“ seine (und des Dramaturgen Carl Hegemanns) Vorstellungen einer „true economy“ in Szene setzten – sowie den Grenzen, welche die Liebe dem Markt und der Marktwirtschaft setzt. Cinematografische Blaupause ist diesmal Baz Luhrmanns Film „Moulin Rouge“. Ohne Nicole Kidman, dafür mit Astrid Meyerfeldt (ab Donnerstag in der Volksbühne). Deutschland sucht den Superstar und will mindestens 4 Millionen Ich-AGs gründen. Alle, die es bis jetzt noch nicht geschafft haben, können am Donnerstag im Podewil in der fünften „Show des Scheiterns“ darüber reden. In den Sophiensaelen zeigen Daniela Kranz und Jenke Nordalm ab Freitag ihre Version von Elfriede Jelineks feministischem Klassiker „Krankheit oder moderne Frauen“.