: GUTE GENE? SCHAU MIR IN DIE AUGEN!
Unter dem Motto „Schau mir in die Augen, Kanzler!“ können die Besucher der Grünen Woche in Berlin auf dem Stand der Initiative „Save our Seeds“ mit ihrem Foto und ihrem Gesicht im Internet für Saatgut ohne Gentechnik demonstrieren. Über 150.000 Bürgerinnen und Bürger aus ganz Europa und mehr als 300 Organisationen mit insgesamt 25 Millionen Mitgliedern engagieren sich bereits für ein Reinheitsgebot für Saatgut und gegen den Vorschlag der EU-Kommission, künftig auch in herkömmlichem und biologischem Saatgut gentechnische Verunreinigungen ohne Kennzeichnung zuzulassen. Seit Oktober gehen bereits tausende von Protestpostkarten im Kanzleramt ein, auf denen Bundeskanzler Schröder aufgefordert wird, das Saatgut sauber zu halten. Denn bei ihm liegt jetzt die Entscheidung darüber, ob sich Deutschland in Brüssel für eine konsequente Reinhaltung des Saatguts einsetzt oder durch so genannte Grenzwerte für eine schleichende und unkontrollierte Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen in sämtlichem Saatgut. Der Kanzler hat bisher nicht reagiert. Wirtschafts- und Forschungsministerium sind für die Verunreinigungsgrenzwerte, Landwirtschafts- und Umweltministerium für eine Kennzeichnung an der Nachweisgrenze (0,1 Prozent). „Das ist kein Expertenstreit um technische Grenzwerte, sondern eine Frage des Prinzips,“ erklärte Benedikt Haerlin von SOS, „wenn erst einmal ein ‚bisschen‘ Gentechnik überall im Saatgut ist, gibt es praktisch keine Wahlfreiheit und keine Landwirtschaft ohne Gentechnik mehr. Agro-Gentechnik-Unternehmen wollen diese Grenzwerte als trojanisches Pferd zur Einführung ihrer GVO-Produkte missbrauchen und vollendete Tatsachen schaffen. Ohne Kennzeichnung können sich die Verbraucher dagegen nicht schützen. Wenn sie nicht mehr wissen, ob und wie viel Gentechnik schon in ihrem Saatgut ist, können die Landwirte nicht mehr liefern, was die Mehrheit der Deutschen und Europäer eindeutig verlangt: Lebensmittel und Landschaften ohne Gentechnik.“ Die Saatgutfrage wird in diesen Monaten in Brüssel und nicht im deutschen Gentechnikgesetz geregelt, dessen Entwurf dieser Tage von der Regierung vorgestellt wird. Die Stimme Deutschlands ist dabei ausschlaggebend. „Wie auch immer der Kanzler Chancen und Risiken der Agrar-Gentechnik bewertet, muss er garantieren, dass auch künftig der Verzicht darauf möglich bleibt. Alles, was wir essen, stammt letztlich aus Saatgut. Diese Quelle muß sauber bleiben“, sagte Benedikt Haerlin. „Denn ist die Verunreinigung erst einmal akzeptiert, ist sie kaum noch rückgängig zu machen. Das geht uns alle an. Deshalb zeigen wir unser Gesicht und erwarten, dass Herr Schröder uns allen in die Augen sieht, wenn er diese Generationenentscheidung fällt.“