: Bio goes peppig
Als Leistungsschau mit Spaßfaktor präsentiert sich der Biomarkt in diesem Jahr auf der Grünen Woche
Unter dem Motto „Biotopia – Stadt der sieben Märkte“ kündigen die Veranstalter des „Bio-Markt“ eine „Leistungsschau des Ökolandbaus und der ökologischen Lebensmittelwirtschaft“ an. Die Anzahl hochwertiger Bioprodukte ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen: Von der Tiefkühlpizza, Reformwaren, Naturkosmetik und Babynahrung über Süßwaren bis hin zum Wein aus zertifizierter Produktion reicht das Angebot für biobewusste Verbraucher. Neben zahlreichen Firmen, die sich schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten im Ökobereich tummeln, präsentiert sich diesmal in Halle 6.2 a auch der Lebensmitteleinzelhandel als Anbieter von ökologisch produzierten Waren.
Immer mehr klassische Supermärkte erweitern ihr Sortiment und bieten biologisch produzierte und fair gehandelte Produkte an. „Wir führen in unserem Sortiment rund 200 Bioprodukte“, sagt Andreas Laubig vom Lebensmittelkonzern Edeka, zu dem auch die Berliner Einzelhandelskette Reichelt gehört, die sich auf dem Biomarkt präsentiert. Gerade Verbraucher, die nicht die Zeit hätten, „auch noch im Biofachhandel einzukaufen, werden über diese Angebote versorgt“. Bislang tragen Bioprodukte mit gerade einmal zwei Prozent zum Gesamtumsatz der Lebensmittelkette bei. Dafür seien die Käufer von ökologisch hergestellten Lebensmitteln „in der Tendenz aber besser verdienende Kunden“, die mit ihrem Kaufverhalten eine „stabile Klientel“ darstellten. Anders ausgedrückt: Biokundschaft legt auch in Zeiten leerer Kassen für das Frühstücksei von glücklicheren Hühnern etwas mehr Geld auf den Tisch.
Dass Bioprodukte für Genuss und Lebensfreude stehen, soll auf dem Biomarkt vorgemacht werden. „Bunte Vielfalt kommt auch in der Gestaltung des Biomarktes auf der IGW zum Ausdruck“, sagt Karsten Ziebell, der bei der Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) verantwortlich für das Marketing Ökologischer Landbau ist. „Dieses Jahr sind die Präsentationen wesentlich peppiger und für Verbraucher ansprechender aufbereitet.“ Damit ließen sich auch Verbraucher ansprechen, die bislang nur wenig Kontakt zu Bioprodukten gehabt hätten.
Was die Ökolandwirtschaft in Gänze weit nach vorne bringen dürfte, macht kleinen Bioläden zunehmend zu schaffen: „Der Druck, der von den BiosSortimenten der großen Ketten ausgeht, ist enorm gewachsen“, klagt Eckhard Hohm vom Berliner Bioladen „Land und Leute“. Bis zu 20 Prozent seien die Umsätze eingebrochen, seit die benachbarten Supermärkte ihr Biosortiment aufgepeppt hätten. Doch kampflos will der kleine Bioladen, der seit 21 Jahren neben Lebensmitteln auch zahlreiche andere Bioprodukte verkauft, das Feld nicht räumen: „Unsere Kunden legen großen Wert auf eine gute Fachberatung, die sie in den großen Supermärkten meistens nicht bekommen“, sagt der Inhaber des Naturkostladens im Bezirk Neukölln. VOLKER ENGELS