: Gegen Hetzschrift wird ermittelt
Anonymes Flugblatt ruft Anwohner zur Gewalt gegen geständigen und therapiewilligen Sexualstraftäter auf
Das Strafverfahren gegen Heiko S. beginnt erst kommende Woche am Verdener Landgericht. Bereits verurteilt haben ihn andere: Ein Foto, den Klarnamen und die exakte Anschrift haben Unbekannte auf einem Flugblatt untergebracht. Es wurde im Stadtteil Seehausen verteilt und nur sehr klein und in Klammern geben die Verfasser vor, ihr Machwerk sei „kein Aufruf zur Gewalt“ gegen den Betroffenen.
Eine leicht widerlegbare Schutzbehauptung, denn über der Skizze eines Erhängten prangt in fettgedruckten Großbuchstaben die abgedroschene NPD-Forderung nach der „Todesstrafe für Kinderschänder“, darunter wird behauptet, „nur der Tod“ könne „Kinder schützen“ vor „so gefährlichen Triebtätern wie Heiko S.“
Der, geständig und therapiewillig, hatte in einer Wohnung in Wesernähe gelebt. Mittlerweile ist er fortgezogen. Die Hetzschrift sei aktenkundig. Gegen die Urheber und Verbreiter werde ermittelt, so Polizeisprecher Dirk Siemering: „Ein rechtsradikaler Hintergrund wird geprüft.“ Definitiv bestätigt sei er bislang nicht. Allerdings gibt es deutliche Hinweise: So gehört es zum rechtsradikalen Repertoire, Verfahren wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung propagandistisch auszunutzen, oft verbreitet wird der Aufruf, die Wohnsituation der Verdächtigten zu outen.
Zudem taucht auf dem Seehausener Flyer ein Slogan auf, den die NPD-Vorfeldorganisation „Bremer Bündnis keine Gewalt“ im Januar vergangenen Jahres als Motto einer Mahnwache vor dem Zentralkrankenhaus Ost gebrauchen wollte: In der Psychiatrie wurde damals der Ziehvater des getöteten Kindes Kevin behandelt.
Die Neonazis hatten dabei versucht mit der Behauptung, Kinderschänder könne man nicht therapieren, Stimmung zu schüren – allerdings nur 25 Anhänger mobilisieren können, die auf mehrere hundert Gegendemonstranten trafen. „Diesen Satz kennen wir natürlich auch noch“, so Siemering. Auch in Seehausen scheint die Hetze nicht Fuß zu fassen: Die Behörden eingeschaltet haben über die Flugschrift empörte Anwohner. bes