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Archiv-Artikel

Original Hans Wurst

Ronald Schill startet seinen Wahlkampf auf dem Wochenmarkt in seiner Ex-Hochburg Wilhelmsburg

hamburg taz ■ „Und“, fragt der hoch aufgeschossene Mann zwischen zwei Bissen in die Thüringer, „ist das besser geworden hier? Wegen der Dealer und der Kriminellen? Sicherer in den zwei Jahren?“ Die 68-Jährige in der Imbissbude „Hans Wurst“ zögert kurz. „Ja, doch“, sagt sie schließlich, „irgendwie schon ein bisschen.“ Ronald Schill nickt erfreut: „Jaja. Und jetzt immer den Daumen drauf, sonst kommt der alte Schlendrian wieder.“

Im Nieselregen startete Schill gestern seinen Wahlkampf für die Hamburger Bürgerschaft in Wilhelmsburg, dem Stadtteil im Süden Hamburgs, in dem er im September 2001 sein Rekordergebnis von 34,9 Prozent einfuhr. Ein Triumphzug aber ist es nicht für den unehrenhaft aus Senat und Partei Geworfenen. Niemand kommt auf ihn zu, er selbst muss auf die Menschen zugehen. Sorgfältig wählt Schill die aus, denn er ist umringt von einem Dutzend Journalisten, und da soll nichts schief gehen.

Im Stehcafé des Supermarkts „Extra“ geht es wunderbar. Drei ältere Männer sprechen dem in Ungnade gefallenen Rechtspopulisten Mut zu: „Wilhelmsburg braucht Sie, einer muss ja den Finger in die Wunde legen.“ Schill lächelt. „Wir kämpfen weiter“, ruft der Mann dem Tross noch nach, der hinter Schill zum Gemüsestand übersiedelt.

Hinter der nächsten Ecke verteilen die von der Ex-Partei Rechtsstaatlicher Offensive Flugblätter. Die Gesichter werden verlegen, als sie Schill erblicken. Das seien „nette Leute, aber ohne Chance gegen mich“, sagt er zu den Reportern, „ich bin das Original“. sven-michael veit