der wochenendkrimi : Knusper, knusper
„Tatort: Bitteres Brot“, Sonntag, 20.15, ARD
Als Hauptkommissarin Blum (Eva Mattes) vor Morgengrauen eine abgesicherte Bäckerstube betritt, schwärmt sie vom Duft frischer Brötchen – kurz zuvor wurde dort ein Menschenkörper braun gebacken. Wieder wird in einem „Tatort“ der Familienbetrieb zur Ausstellungsfläche kulinarischer Zweckentfremdung. Herdplatten, Teigtöpfe, Fleischerhaken – zurzeit mordet man in Wochenendkrimis überaus unkonventionell. Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn bizarre Brutalität die psychopathologische Grausamkeit familiärer Zwangsgemeinschaften versinnbildlichen sollen, allzu oft erliegen die Macher jedoch der Wucht der eigenen Bilder. Auch in „Bitteres Brot“ (Regie: Jürgen Bretzinger, Buch: Dorothee Schön) wird sich zu ausgiebig an dem Motiv des gebackenen Corpus geweidet. Beinahe geht darüber der doppelbödige Plot um Missbrauch und Missgunst verloren. Zum Glück spielt Nachwuchsstar Julia Jentsch als Tochter eines grobschlächtigen Bäckers so gekonnt undurchsichtig, dass man bis zum Schluss von der Frage getrieben wird, welche Wahrheit hinter den Bildern hervortreten wird.
CHRISTIAN BUSS