: berliner szenen Stau vorm Adagio
HipHop mit Pinkelpause
Von „Very Important Person“ zu „Vieh im Pulk“: Vor dem Adagio am Potsdamer Platz geht das schneller, als einem lieb ist. Im geschmacklosesten Nightlife-Fantasieland der Stadt feiert Russell Simmons, Def-Jam-Gründer aus New York, den Europa- Siegeszug seines Modelabels Phat Farm. Seinen Bruder Joseph, alias Reverend Run von Run DMC, hat Russell gleich mitgebracht. Eine „Very Important Party“ mit echten HipHop-Legenden – da darf Berlin nicht fehlen, da staut sich vor der Tür ein Pulk aus Wildleder-Blousons, Sonnenbrillen, Plastik-Rastas, Fake-Brillies, Parfüm- und Jointschwaden. „Ich krieg keine Luft mehr.“ – „Warum lassen die niemanden mehr rein? Sonst ist der Drecksladen doch nie voll!“ – „Just open the fucking door, man!“ – „Ob sich das überhaupt lohnt? Die Scheiß-Amis halten doch eh nie, was sie versprechen.“
Drinnen, so proppevoll ist es gar nicht, hält Kool Savas, was er verspricht. „Berlin, was geht? Lutsch meinen Schwanz!“, brüllt der „deutsche Eminem“, und die Frauen, die dazu grooven, lassen sich auch von Reimen wie „Ich fick dich so tief in dein Loch, dass mein Schwanz mit deinen Rippen flirtet!“ nicht aus dem Tritt bringen. Samy Deluxe und Afrob wurden schon gesichtet – von den Simmons-Brüdern allerdings keine Spur. Ob sie lieber im Separée loungen, mit anderen „Very Important Pimps and Players“?
Draußen drängt sich immer noch das Vieh im Pulk. „Scheiße, Mann, wir stehen doch auf der Gästeliste!“ – Ey, ich muss dringend mal pissen.“ – „Ich hab auch keinen Bock mehr, hier so schwuchtelig rumzustehen.“ – „Okay, Mann, lass mal rüber zu McDonald’s.“ Very important Pinkelpause – bei den Amis, die wenigstens halten, was sie versprechen. JAN KEDVES