: Lokführer treten auf die Bremse
Morgen streiken die Lokführer zur Rushhour. Warnstreiks gab es schon gestern
BERLIN afp/taz ■ Zugfahren macht derzeit noch weniger Spaß als sonst. Im Tarifkonflikt wollen die Lokführer morgen früh den Berufsverkehr flächendeckend für knapp eine Stunde lahm legen. In ganz Deutschland soll am Morgen etwa 45 Minuten lang kein Zug fahren, hieß es gestern bei der Lokführergewerkschaft GdL.
Die GdL ruft erstmals zu Protesten auf. Bislang haben die Konkurrenzgewerkschaften Transnet und GDBA nur mit regionalen Warnstreiks Druck auf das Bahn-Management gemacht. Die beiden Gewerkschaftslager sind mit unterschiedlichen Forderungen in die Tarifrunde gegangen. Die GdL fordert für Lokführer und Zugbegleiter 3 Prozent mehr Lohn sowie die Angleichung der Ost- und Westgehälter bis 2007. Transnet und GDBA wollen 5 Prozent mehr Einkommen und die sofortige Lohnangleichung.
Die Lokführer sollen zu Beginn des Streiks möglichst einen Bahnhof anfahren, Stopps auf Brücken und in Tunneln sollen auf jeden Fall vermieden werden. Auch sollen die Fahrgäste ausführlich informiert werden.
Bereits gestern legten bei den bislang heftigsten Warnstreiks rund 400 Beschäftigte der Bahn AG in Bayern kurzfristig die Arbeit nieder. In München, Nürnberg und Regensburg waren laut Transnet mehr als 220 S-Bahnen sowie Züge im Nah- und Fernverkehr verspätet oder fielen aus.
Die Protestler sehen gute Gründe für die Beeinträchtigungen des Reisekomforts: Am Donnerstag werden die Tarifverhandlungen für die 180.000 Bahnbeschäftigten weitergeführt. Und bislang hat die Bahn AG den Tarifpartnern noch kein formelles Angebot vorgelegt.
Transnet-Chef Hansen und der Vizechef der Gewerkschaft GDBA, Fuhrmann, forderten die Bahn auf, morgen „ein echtes und verhandlungsfähiges Angebot“ zu machen. Offerten gehörten auf den Verhandlungstisch, nicht in die Medien. Die Bahn hatte am Montag angekündigt, ein Angebot vorlegen zu wollen. Zeitungen zitierten „Kreise“, dass sie einen Inflationsausgleich in Höhe von 1,3 Prozent, eine Ost-West-Anpassung sowie eine Beteiligung am Unternehmenserfolg vorschlagen werden. Hansen sieht vor diesem Hintergrund wenig Chancen für eine Einigung. Wenn die Verhandlungskommission morgen erkennen müsse, dass die Gespräche kein Ergebnis brächten, werde die Gewerkschaft sie für gescheitert erklären. Ziel, so Hansen, sei dann eine Urabstimmung.