Schläge auf den Kopf

Richter vernimmt 17-jährigen Kirgisen. Heute soll dieser abgeschoben werden. „Anfangsverdacht“ gegen BGSler

Im Ermittlungsverfahren gegen Berliner BGS-Beamte wegen des Verdachts der Körperverletzung bei einer gescheiterten Abschiebung ist das Opfer richterlich vernommen worden. Der 17-jährige Kirgise sei gestern zu den Ereignissen bei seiner geplanten Abschiebung im Dezember befragt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam.

Ermittelt werde inzwischen gegen zwei namentlich bekannte Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS). „Bislang besteht ein Anfangsverdacht“, sagte Benedikt Welfens von der Staatsanwaltschaft.

Der Kirgise war nach eigener Darstellung am 19. Dezember vergangenen Jahres mit Schlägen von mehreren BGS-Beamten traktiert worden. Der Jugendliche, der allein in seine Heimat abgeschoben werden sollte, hatte nach seinen Worten in einer Maschine am Flughafen Schönefeld gegen die Trennung von seinem älteren Bruder protestiert. Daraufhin hätten sechs Beamte ihm auf den Kopf geschlagen und den Mund zugehalten.

Die Abschiebung der Vollwaise sei abgebrochen worden, als der Pilot die Beamten und den Kirgisen des Flugzeuges verwies. Der Kirgise habe ihm Wunden gezeigt, die den Schilderungen entsprechen, sagte Dieter Ziebarth, evangelischer Seelsorger in der Abschiebehaft Köpenick. Für heute sei ein weiterer Abschiebetermin für den Jugendlichen anberaumt, so Ziebarth.

Laut Staatsanwaltschaft wurde mit der richterlichen Vernehmung der Weg für eine Abschiebung frei. Das Vernehmungsprotokoll wäre im Falle eines Prozesses vor Gericht verwertbar, ohne dass der Jugendliche persönlich anwesend sein muss. Das Grenzschutzpräsidium Ost wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht zu den Vorwürfen äußern. DPA