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Archiv-Artikel

AFRIKA: DIE ANSPRÜCHE MÜSSEN SO GROSS SEIN WIE DIE HILFSGELDER Gründerzeit mit Kriegsprofiteuren

In Afrika ist Gründerzeit. Im Dezember sagte eine internationale Geberkonferenz der Demokratischen Republik Kongo vier Milliarden Dollar für den Wiederaufbau zu, letzte Woche bekam das kleine Burundi eine Milliarde. Und Investitionen von zehn Milliarden Dollar winken für den Kongo aus Südafrika, dessen Präsident Thabo Mbeki den Wiederaufbau des geschundenen Landes als Schlüssel für die „Afrikanische Renaissance“ präsentiert.

Millionen von Menschen gerade im kriegszerrütteten Zentralafrika werden jetzt aufatmen und nach der finsteren Gegenwart auf eine bessere Zukunft für ihre Kinder hoffen. Die Kriege vergangener Jahre mit ihren Millionen Toten rücken in die Ferne, noch bevor klar ist, dass sie überhaupt richtig zu Ende sind. Aber gerade in Gebieten, wo sich schon die Überlebenden zu den Privilegierten zählen dürfen, dürfen Geber und Investoren nicht warten, bis alle politischen Risiken beseitigt sind. Sie müssen möglichst schnell hinein in die verbrannte Erde steigen und den Aufbau mitgestalten.

Aber gleichzeitig lässt sich ein mulmiges Gefühl nicht ganz verbannen, wenn die Kriegstreiber, die man gestern noch mit Sanktionen, Interventionen und Kriegsverbrecherprozessen bedrohte, heute mit Finanzhilfen geradezu überschüttet werden, bloß weil sie friedlich nebeneinander in einer Regierung sitzen. Die Kamarilla der Warlords bleibt unter sich, und ihre bewährte korrupte Praxis, nach der Selbstbedienung vor dem Allgemeinwohl kommt, blüht ungestört, solange genug da ist, woran sie sich selbst bedienen können.

Nein, Investoren und Geber müssen sich die Hände selber schmutzig machen. Wer mit Milliardensummen in eine ausgelaugte, ökonomisch halbtote Region einzieht, muss in der Lage sein, dort alles zu machen. Nicht nur die Summen müssen groß sein, sondern auch die Ansprüche. Verlässt man sich stattdessen kritiklos auf ferne Übergangsregierungen voller Kriegsprofiteure, entstehen nur neue private Fürstentümer, alimentiert von fremdem Geld. So entstanden die vergangenen Kriege Zentralafrikas, und so kommen die nächsten. DOMINIC JOHNSON