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Archiv-Artikel

Schröder zwischen Freunden und Löwen

Afrikareise des Kanzlers beginnt in Äthiopien mit Grundsatzrede und Unterstützung für Deutschland in Herero-Frage

ADDIS ABEBA dpa ■ Gerhard Schröders Afrikareise ist gleich am ersten Tag in Äthiopien zu einer Zeitreise geworden. Nach einem verstohlenen Blick auf den Thron des 1974 von Kommunisten gestürzten äthiopischen Kaisers geht Schröder an der Seite seines Gastgebers, Äthiopiens Premierminister Meles Zenawi, vorbei an politisch völlig inkorrekten Elefantenstoßzähnen, Hockern aus abgeschnittenen Elefantenfüßen und edlen silbernen Fasanen hinaus in den Garten, wo ein Pfau sein Rad schlägt und zwei Löwen aus dem einst kaiserlichen Gehege brüllen. So kommt Schröder aus den Resten eines der ältesten Staaten dieser Welt schließlich im Gebäude der Afrikanischen Union (AU) an. Hier ist alles neu – die AU wurde 2002 gegründet. Hier gibt man sich hoffnungsvoll. Und Schröder müht sich, Hoffnung zu verbreiten. Deutschland wolle Afrikas „Reformstaaten“ helfen, sagt der Kanzler in einer Grundsatzrede vor rund 300 afrikanischen Diplomaten: „Für Deutschland bleibt Afrika Schwerpunkt unserer entwicklungspolitischen Zusammenarbeit.“ Das sei nicht nur eine Frage der Moral: „Dies ist auch eine Frage der ökonomischen und politischen Vernunft. Niemand kann in Sicherheit leben, wenn es in seiner Nachbarschaft Unsicherheit und Streit gibt.“

Bei der AU wurde der Bundeskanzler fast überschwänglich gefeiert. Mit dem AU-Kommissionsvorsitzenden Alpha Konaré, einem ehemaligen Präsidenten Malis, stimmt die Chemie: Als Konaré auf die Frage nach seiner Haltung zu Forderungen nach einer Kompensation beispielsweise der vor 100 Jahren in Namibia von den Deutschen massakrierten Hereros antwortet, das gehöre zur Vergangenheit („Es ist wichtig anzuerkennen, was geschehen ist, und dann nach vorne zu schauen“), da lächelt Schröder entspannt.

So blicken am Ende dieses Tages alle optimistisch in die Zukunft. Als Schröder dann wieder im Hotel ist und sich auf die Weiterreise nach Kenia vorbereitet, kann er in der örtlichen äthiopischen Zeitung Capital nachlesen, dass „der Kanzler der Deutschen Demokratischen Republik“ das Land besucht.