: Ohne Wehrpflicht kein Zivildienst
betr.: „Tigerenten für den Frieden“, taz vom 28. 2. 2003
Es gibt keine Begründung für den Zivildienst außer einer einzigen: dem Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung entgegenzuwirken. Gäbe es keine Wehrpflicht, gäbe es es auch keinen Zivildienst. Beim Zivildienst handelt es sich um einen Zwangsdienst, er erhält seine Legitimation nur durch die Klassifizierung als Ersatzdienst, was heißt, dass diejenigen „Waschlappen“, die es nicht fertig bringen würden, auf Befehl Menschen zu ermorden, gefälligst schlecht oder nicht bezahlte Arbeit zu leisten haben.
Wehrdienst ist ein sechswöchiges Degradiertwerden zum bloßen Befehlsempfänger mit anschließender monatelanger Internierung zum alleinigen Zweck der Ausbildung von (potenziellen) Mördern und (potenziellen) Opfern. Zivildienst und Wehrdienst haben rein gar nichts miteinander zu tun. Nicht in der Tätigkeit und nicht in der Legitimation. Eine unterschiedliche Bewertung verschiedener Tätigkeiten im Zivildienst ist in Anbetracht der Unrechtmäßigkeit desselben zumindest zweifelhaft. Wenn sich ein Einberufener freiwillig zum Pflegedienst meldet, und dies kann nur freiwillig geschehen, dann ist das respektabel. Wenn man aber diese Tätigkeit als qualitativ höher einstuft als zum Beispiel einen Schreibtischjob, schafft man durch diese Anerkennung „sinnvoller“ Zivildienstarbeit eine Begründung für deren Existenz und somit für die Existenz der Wehrpflicht, letztlich natürlich eine Begründung für die Existenz von Armeen und eine Begründung für Krieg. Brauchen wir wirklich Begründungen für Krieg? Noch mehr Begründungen? TOBIAS TEMPEL, Trier