Fördern ohne viel Erfolg

Neue Detail-Interpretationen der Pisa-Studie: MigrantInnen haben es schlecht an Bremens Schulen, die Mädchen schneiden in Mathe erstaunlich gut ab

taz ■ 96 Seiten dick ist die Kurzfassung der neuen Detail-Interpretationen der Pisa-Studie, die WissenschaftlerInnen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung gestern vorgelegt haben. Die Ergebnisse ihrer Auswertung scheinen auf den ersten Blick banal: Klassen mit einem Migranten-Anteil von 20 Prozent fallen in ihren Leistungen deutlich ab.

Bei genauerem Hinsehen aber tritt Erstaunliches zu Tage: So liegen die Leistungen in Mathematik bei 15-jährigen SchülerInnen, bei denen beide Elternteile nicht in Deutschland geboren sind, in den Bundesländern Bremen, Schleswig-Holstein und Saarland deutlich hinten. Dieses Ergebnis bestätigt die Tabelle über die SchülerInnen, die einen im Ausland geborenen Elternteil haben. Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg bieten solchen Kindern deutlich mehr Chancen und liegen in der Ländertabelle immer ganz oben.

Eklatant sind die Ergebnisse auch, wenn man die „Überlappung“ der Schulformen in der Leistungsverteilung vergleicht. In Bayern erreichen über 40 Prozent der RealschülerInnen in Mathematik ein unteres „gymnasiales“ Leistungsniveau. In Bremen liegt dieser Anteil deutlich unter 20 Prozent. Die Länder mit hohem AbiturientInnen-Anteil schaffen es aber nicht, „in den unteren Leistungsgruppen ein für das Gymnasium angemessenes Niveau zu sichern“, stellen die Bildungsforscher fest. Die Vereinheitlichung der Bewertungen von Schulergebnissen ist eine Folgerung der Bildungspolitiker aus der Pisa-Studie.

„Spitze“ ist Bremen eigentlich nur bei der Bewertung der Leistungsunterschiede von Jungen und Mädchen: In allen anderen Bundesländern liegen die Mädchen mit ihren Mathe-Kenntnissen deutlicher hinter den Jungs. Bei der Förderung der Jungen steht Bremen dagegen hinter Hamburg zurück: Während in Hamburg 48 Prozent der GymnasiastInnen Jungen sind, sind es in Bremen – wie in Bayern – nur 43 Prozent.

Eines darf den Bremer Bildungssenator Willi Lemke (SPD) freuen: Bei den Tests im Jahre 2000, also zu Beginn seiner Amtszeit, lag Bremen auch bei der schulischen Nutzung von Computern ganz hinten: Während circa 75 Prozent der 15-Jährigen „zu Hause“ einen Computer nutzen konnten, hatten in der Schule in Bremen nur 13 Prozent der befragten 15-jährigen SchülerInnen einmal pro Woche Zugang zu einem PC. In Bayern lag die Zahl bei 30 Prozent. Die Ausstattung der Schulen mit PCs hat Lemke schon lange bevor die Pisa-Ergebnisse bekannt wurden betrieben. kawe