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Archiv-Artikel

Bowling for WBM

Rathauspassagen werden zu Ostern eröffnet. Bauherr WBM pocht auf Gültigkeit des Mietvertrags mit Wal-Mart

Das alteingesessene Bowling-Center im Untergeschoss feierte bereits im Dezember Wiedereröffnung. Der Rest der Rathauspassagen, schon zu DDR-Zeiten Geschäftsmeile zwischen Alexanderplatz und Rotem Rathaus, soll nach der Runderneuerung zu Ostern wieder eröffnet werden. Im Erdgeschoss locken künftig 35 Restaurants und Geschäfte im Stil einer Shopping-Mall Kunden an, verspricht Susanne Schmidt vom Investor WBMI – einer Tochter der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM).

In das Obergeschoss mit 11.200 Quadratmetern wollte ursprünglich die US-Handelskette Wal-Mart einziehen. Doch diese kündigte Ende Dezember überraschend den Mietvertrag. Als Gründe wurden Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Tragkraft des Bodens und Verzögerungen bei der Fertigstellung genannt. Die WBM sieht das anders: Der Bau sei ordnungsgemäß abgenommen worden, der Übergabetermin liege im Zeitrahmen. Die von Wal-Mart angemahnten Baumängel habe man zwischenzeitlich durch einen unabhängigen Sachverständigen überprüfen lassen. Ergebnis: Die „technischen Voraussetzungen wurden vollständig erfüllt“. Entsprechend will die WBM auf der Einhaltung des 15-jährigen Mietvertrages bestehen. Einen entsprechenden Beschluss fasste der WBM-Aufsichtsrat gestern.

Mit dem Umbau der Passage war 2002 begonnen worden. Dazu wurden die Wege zwischen den bisherigen Geschäften zu Gewerbefläche umgebaut, sodass nun statt 19.000 rund 24.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die vorher offene Fassade in den unteren Geschossen wurde mit Glas und Naturstein geschlossen. Die Sanierungskosten werden auf 50 Millionen Euro beziffert. In dem 20 Millionen Euro teuren angebauten Parkhaus sollen 600 Autos Platz haben.

Die Rathauspassagen waren in den Sechzigerjahren entstanden. DDR-Stararchitekt Heinz Graffunder entwarf drei auf Stelzen ruhende Wohnhäuser, die von einem zweigeschossigen Bau mit Höfen und Durchgängen umschlossen wurden. Besonders beliebt waren bei den Ostberlinern das „Haus der Mode“ und die Gaststätte „Zum Goldbroiler“. Der Wiedergeburt der Rathauspassagen steht offenbar auch ohne Wal-Mart nichts im Wege. Dem Vernehmen nach soll es bereits andere Interessenten für das Obergeschoss geben. DDP