: Veteran schlägt Kriegsgegner
Howard Dean landet bei Vorwahlen der Demokraten im US-Bundesstaat Iowa nur auf Platz drei. Überraschungssieger im Rennen für die US-Präsidentschaft wird der Vietnamveteran John Kerry
BERLIN taz ■ Howard Dean will immer noch Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Doch seine Chancen haben sich bei den Vorwahlen der Demokraten in Iowa deutlich verschlechtert. Kriegsgegner Dean erreichte bei den ersten demokratischen Vorwahlen in Iowa nur den dritten Platz.
Überraschungssieger bei der parteiinternen Wahl zum Präsidentschaftskandidaten wurde der 60-jährige Senator John Kerry, auf den 38 Prozent der Stimmen entfielen. Den zweiten Platz holte mit 32 Prozent Zustimmung Senator John Edwards. Für Dean stimmten nur 18 Prozent.
Noch vor zwei Wochen waren Dean und der langjährige Kongressabgeordnete Richard Gephardt als Favoriten ins Rennen gegangen. Gephardt, der in Iowa nur 11 Prozent erzielte, gab gestern seine Kandidatur auf. Dean wollte sich nicht geschlagen geben. „Wir werden nicht aufgeben“, sagte der Ex-Gouverneur von Vermont. „Wir haben erst mit dem Kampf begonnen.“
Dean dürfte geschadet haben, dass er seine Konkurrenten in TV-Spots besonders hart angegangen war. Er hatte als Gegner des Irakkriegs vor allem das Abstimmungsverhalten Kerrys im Kongress angegriffen, als dieser Bushs Irakresolution zur Kriegsermächtigung für Präsident Bush unterstützte.
Wahlsieger Kerry ist lange Zeit nur als Außenseiter betrachtet worden. Der Vietnamkriegs-Veteran hat sich in den letzten Monaten zum Kritiker des Irakkurses von Bush gemausert und gilt als außenpolitisch besonders erfahren. Als Überraschung gilt auch der zweite Platz für den 50-jährigen John Edwards. Der Millionär und Senator von North Carolina hatte sich im Wahlkampf nicht an den Verbalattacken beteiligt, mit denen sich die anderen Kandidaten gegenseitig schlecht geredet hatten.
Die Vorwahl von Iowa gilt keineswegs als entscheidend für die Auswahl des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers, der offiziell Ende Juli in Boston bestimmt werden wird. Doch Iowa könnte für den bisher unterschätzten Kerry neue Wahlkampfmillionen bedeuten. Ein schwaches Abschneiden ist dagegen gleichbedeutend mit weniger Geld und Werbung.
Die nächste Vorwahlrunde findet am 27. Januar in New Hampshire statt. Dann treten auch erstmals Joseph Lieberman und der ehemalige Nato-Chef für Europa Wesley Clark an, die Iowa ausgelassen hatten. Als vorentscheidend gilt der 2. Februar, an dem die Demokraten in sieben Bundesstaaten gleichzeitig über ihren Präsidentschaftskandidaten entscheiden. Die Präsidentschaftswahl selbst ist für den 2. November terminiert. KLH
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