piwik no script img

Archiv-Artikel

Wunschdenken

betr.: „Was Bush gewinnt, wenn er auf einen schnellen Krieg verzichtet“, taz vom 5. 3. 03

Alle Versuche, sich in der Irak-Berichterstattung von anderen abzusetzen, in Ehren, aber diese Wendung, von der Andreas Zumach da berichtet hat – Diplomatie, um Bush vor Gesichtsverlust zu bewahren –, ist eher Wunschdenken als rationaler Analyse entsprungen. Es ist eine Ente. Derartige Hoffnungen zu machen, ist grob fahrlässig. Ein Blick in die amerikanische Presse und der Aufmarsch am Golf verdeutlichen, dass die Zeit der Drohgebärden vorbei ist. In der amerikanischen Regierung haben religiöse Eiferer und unbelehrbare Ideologen das Sagen und an der Spitze steht ein trockener Alkoholiker mit enormem Kompensationsbedarf. Schickt eure Redakteure mal nachts nach Ramstein, betrachtet dort die Aktivitäten und verfolgt den Flugverkehr, dann wisst ihr, was die Stunde geschlagen hat. Es gibt kein Zurück, die Baustelle ist bereits eröffnet. HANS GÜNTER GREWER, Saarbrücken

Ihrer Meinung nach wäre der Kollaps des Regimes in Bagdad nach einer Entwaffnung des Irak und nach Aufhebung der Wirtschaftssanktionen nur noch die Frage einer relativ kurzen Zeitspanne. Stimmt das wirklich? Die Entwaffnung des Iraks bezieht sich auf seine Massenvernichtungswaffen, nicht auf konventionelle Waffen wie Panzer oder Kalaschnikows – auch eine Entwaffnung und Reduzierung der Armee (speziell der Republikanischen Garde) ist nicht Teil der UNO-Resolution 1441. Was hindert denn die Schiiten im Irak, sich gegen Saddam Hussein zu erheben? Die Angst vor einem Raketenangriff? Oder doch eher die Angst vor Kalaschnikows und Panzern und die Furcht vor Terror und Folter. Warum ein Ende der Sanktionen zum Sturz des Regimes beitragen soll, ist mir nicht klar. Milliardenerträge aus Ölexporten haben noch keinen Diktator gestürzt. MARCUS NERLICH, Tübingen

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.