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Archiv-Artikel

Off-Kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Der Untergang des Römischen Reiches“ (OF) 25. 1. im Zeughauskino

Die Rolle kannte Julia Roberts eigentlich ganz gut: Spielt sie doch in „Notting Hill“ den größten weiblichen Filmstar der Welt. Doch eigentlich ist die romantische Komödie nicht einmal wirklich ein Julia-Roberts-, sondern eher ein Hugh-Grant-Film. Der britische Mime hatte seinen internationalen Durchbruch bekanntlich mit der Komödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, deren Drehbuchautor Richard Curtis seinem damaligen Erfolgsrezept in „Notting Hill“ treu blieb: Als Buchhändler William Thacker verkörpert Grant erneut einen liebenswerten Versager, der sich in eine Amerikanerin verliebt und sie durch seine Unentschlossenheit beinahe verliert. Es ist Grant, der den Film mit seiner charmanten Verlegenheit und der wohl typisch britischen Eigenschaft trägt, das eigene „Versagen“ mit Selbstironie und amüsiertem Understatement kommentieren zu können. Anna (Roberts), die Filmschönheit, die eines Tages in Thackers Londoner Buchladen auftaucht, hat eigentlich nur eine Gastrolle in seinem Leben: Sie kommt und geht in unregelmäßigen Abständen und ist doch die treibende Kraft in der Beziehung der beiden. In gewisser Weise hat Roberts die undankbarere Aufgabe: Während die Kollegen ihr komisches Talent ausspielen dürfen, muss sie ein ernstes Gesicht machen und ihr Temperament zügeln. Denn der Humor des Films speist sich aus den Reaktionen der anderen Charaktere auf diese plötzlich in die Welt der „normalen“ Leute hinabgestiegene Leinwandgöttin: Während Williams Schwester Honey beinahe einen hysterischen Anfall bekommt, als ihr Bruder plötzlich mit Anna auf ihrer Geburtstagsparty aufkreuzt, erkennt sie ein anderer Partygast dagegen gar nicht: „Und was machen sie so, Anna?“ Eigentlich führt „Notting Hill“ dem Zuschauer immer wieder vor Augen, weshalb das Leben eines Stars auf dem Präsentierteller kein Glück bedeutet und warum Anna und William kein Paar werden können – sodass sich der Film am Ende schon ins ironische Idyll retten muss, um die Genrekonvention vom Happy End noch zu erfüllen.

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„Notting Hill“ 23. 1. im Filmtheater am Friedrichshain; 25. 1. im Delphi; 26. 1. im Thalia Babelsberg

Das wegen seiner Abschweifungen in küchenphilosophische Bereiche gern als intellektuelles Sandalenepos titulierte Anthony-Mann-Werk „Der Untergang des Römischen Reiches“ erzählt anfangs die gleiche Geschichte wie „Gladiator“ mit Russell Crowe: Weil der kranke Kaiser Marcus Aurelius auf seine alten Tage lieber auf Frieden als auf Krieg setzt, will er seinen unfähigen Sohn Commodus in der Nachfolge übergehen und den Heerführer Livius als Cäsar einsetzten. Doch das lassen sich Commodus und seine Vertrauten natürlich nicht gefallen. Doch nicht nur thematisch kommt der Film ausgesprochen düster daher: Wenn die Römer in Germanien durch Nebel und Schnee stapfen, herrschen in der Farbpalette Grau und Braun vor und Lichtfilter tauchen die Szenerie ins Dunkle. Spektakuläre Actionszenen, Charakterdrama und ein wenig unfreiwilliger Humor: „Der Untergang des Römischen Reiches“ ist einer der letzten Höhepunkte des klassischen Antikspektakels. LARS PENNING