: Der Weg zum Glück
Ingvar Ambjörnsens „Blutsbrüder“ könnte sich nach seiner erfolgreichen Verfilmung unter dem Titel „Elling“ nun zum Theaterhit mausern. Das Schmidts Tivoli zeigt die deutsche Erstaufführung
von MECHTHILD KLEIN
Das skurrile Leben der ehemaligen Psychiatrie-Patienten Elling und seines Kumpels Kjell Bjarne könnte bald zum Theaterhit der Saison aufsteigen. 20 verschiedene Bühnenfassungen des norwegischen Kino-Erfolgs Elling sollen bald in den Theatern quer durch Deutschland gespielt werden. Noch vor der deutschen Erstaufführung am 20. März im Hamburger Schmidts Tivoli stehen die Bühnen Schlange für die Aufführungsrechte. Mehr als zwölf Spielhäuser im deutschsprachigen Raum haben bereits zugesagt, sagt die Geschäftsführerin des Hamburger Theaterverlags Whale Songs, Elke Gürlich. Mit weiteren elf Aufführungsstätten verhandelt der deutsche Lizenzinhaber der Tragikomödie noch.
Der Oscar-nominierte Film Elling nach einer Roman-Vorlage des in Hamburg lebenden Autors Ingvar Ambjörnsen lockte in Deutschland knapp 500.000 Kinobesucher. In Hamburg konnte sich das Schmidts Tivoli die Rechte für die Deutschlandpremiere sichern. Geschäftsführer Corny Littmann witterte seine Chance mit der Komik über die beiden „Verhaltensauffälligen“. Dem Deutschen Schauspielhaus war das Stück zuvor durch die Lappen gegangen. Die Hamburger Bühne hatte den frühen Aufführungstermin im März nicht halten können, so wurde Littmann der Vertrag angeboten, berichtet Gürlich. Rund 50 Aufführungen des Vier-Personen-Stücks sollen allein an der Reeperbahn laufen.
Volle Häuser erhoffen sich auch andere Theater: Parallel zu Hamburg werden im Heidelberger Stadttheater eigene Vorstellungen gespielt und ab 28. März auch in Essen. Münster, Dresden, Marburg und Stuttgart folgen in den nächsten Monaten mit eigenen Inszenierungen. Auch Premieren in Bern, Wien und Zürich kommen auf den Spielplan. Das Schauspiel Frankfurt entschied sich für eine szenische Lesung.
Der Frührentner Elling hat mit seinem Hang zur Hysterie und der Angst vor fremden Menschen offenbar das Zeug zum Kassenschlager. Im wahren Leben scheitern solche Muttersöhnchen zwar, und jeder macht einen Bogen um sie. Aber im Kino erlangen diese schrägen Vögel Heldenstatus. Wie dort dürfte in der Theaterfassung das Schenkelklopfen dominieren, wenn sich Elling und Kjell Bjarne nach ihrem behüteten Psychiatrieaufenthalt im städtischen Alltag versuchen. Da trifft Klischee auf Klischee. Natürlich fehlt auch nicht der lässige Sozialarbeiter, den Elling nicht ausstehen kann. Das Abnehmen des Telefons muss zu einem Abenteuer auswachsen und der Gang in den Supermarkt zu einer Art „Spiel ohne Grenzen“.
Ob sich die Popularität durch das Theaterstück auch auf die Buchauflage auswirken wird, ist hingegen fraglich. Ambjörnsen ist mit seiner Serie über den Pseudohelden Elling zwar in Norwegen zum Literaturstar aufgestiegen, beteuert die Pressesprecherin des Scherz Verlags in Bern, Friederike Küchlin. Der Verlag hat vier Bücher von den rund 20 Romanen des Autors herausgegeben. Aber auch wenn es in Deutschland eine „ständig wachsende Fan-Gemeinde gibt“, habe Ambjörnsen doch „noch den Status eines Geheimtipps“. Ähnlich äußerte sich auch der Piper Verlag in München, der mit vier Taschenbüchern des Autors immerhin auf eine verkaufte Auflage von 40.000 Exemplaren zurückblicken kann. Besonders nach dem Kino-Erfolg gab es „einen Kick beim Verkauf von Blutsbrüder, der Romanvorlage des Films“, der es bis zur sechsten Auflage brachte. Weil Elling in Norwegen als der größte Film der Nachkriegsgeschichte gehandelt wird, sind für April bereits Dreharbeiten zu einem zweiten Elling-Film mit dem Arbeitstitel Mother‘s Elling vorgesehen. Erzählt werden soll die Vorgeschichte zur Romanhandlung.
Premiere: 20. März, 20 Uhr, Schmidts Tivoli