: Antiamerikanischer Unterton
Betr.: „US-Vorschriften: Friss oder stirb“, taz bremen vom 19.02.03
Der Bericht über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen im Bremerhavener Hafen leidet an einem latent antiamerikanischen Unterton. Einige wichtige Aspekte werden dabei leider übersehen: 1. Sicherlich ist es richtig, dass besonders kleine und mittelständische Speditionen nicht über Computerprogramme verfügen, die die frühzeitige Übermittlung von Fracht-Daten kostengünstig ermöglichen würden. Richtig ist auch, dass just diese Speditionen durch die US-Forderungen mit erheblichen Kosten rechnen müssen. Die Krise der Branche ist aber hausgemacht. Jahrelanger Vernichtungswettbewerb mit teils kaum noch kostendeckenden Preisen haben vor allem kleine Betriebe davon abgehalten, in moderne EDV zu investieren. Der indirekte Vorwurf des Hafenausschuss-Vorsitzenden Martin Günthner (SPD), die USA würden die für das Bundesland Bremen so wichtige Transportwirtschaft in die Krise treiben, entpuppt sich als purer Wahlkampf. Er soll davon ablenken, dass Politik und Wirtschaft dem Vernichtungswettbewerb bislang vor allem durch eigene Untätigkeit Vorschub geleistet haben. 2. Drei Millionen Euro für die neue Container-Röntgenanlage in Bremerhaven sind ebenfalls ein erkleckliches Sümmchen, das angesichts der Haushaltslage niemand einfach aus der Tasche schüttelt. Im Hafen Hamburg freilich arbeitet schon seit Jahren eine ähnliche Anlage. Der Effekt: Kosteneinsparungen, die weit über der Investitionssumme liegen.Roland Bösker, Bremen