: Countdown zum Krieg
USA fordern Ultimatum für Bagdad bis zum 17. März. Schröder und Chirac halten dagegen und wollen persönlich im Sicherheitsrat auftreten. Türkische Armee verlegt Panzer in den Nordirak
BERLIN/WASHINGTON dpa/ap/taz ■ Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder sind bereit, an der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die Irakresolution persönlich teilzunehmen. Regierungssprecher Béla Anda sagte am Sonntag in Berlin, Schröder habe Chirac bei einem Telefongespräch seine Unterstützung für den Vorschlag zugesagt, wonach die Staats- und Regierungschefs bei der Abstimmung im Sicherheitsrat anwesend sein sollten.
Chirac hatte für einen Krisengipfel der Mitglieder im UN-Sicherheitsrat im Irakkonflikt geworben. „Krieg ist keine Kleinigkeit“, hieß es in der Erklärung Chiracs. Wenn es um Leben und Tod gehe, müsse dies auf höchster Ebene diskutiert werden. Zugleich wies Chirac den amerikanisch-britischen Entwurf für eine weitere UN-Resolution zurück. „Eine Resolution mit Ultimatum ist nicht akzeptabel und wird daher von Frankreich nicht akzeptiert werden“, hieß es. Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin begann gestern seine Auslandsreise in den afrikanischen Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrats, um sich deren Unterstützung für eine friedliche Lösung zu sichern.
US-Außenminister Colin Powell warnte Irak dagegen erneut, die Zeit für eine Abrüstung sei „beinahe abgelaufen“. Das Ultimatum ende am 17. März, sagte Powell dem US-Fernsehsender NBC. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, für die zweite Irakresolution im UN-Sicherheitsrat eine Mehrheit der insgesamt 15 Stimmen zu bekommen. Die zweite Resolution könnte am Dienstag im höchsten UN-Gremium zur Abstimmung gebracht werden. Angesichts dieser Lage sieht der SPD-Politiker Egon Bahr kaum noch Chancen, einen Krieg zu verhindern. „Der Krieg ist nur noch vermeidbar, wenn Saddam Hussein sich entleibt“, sagte er im taz-Interview: „Und damit rechne ich nicht.“
Türken und Amerikaner verstärkten gestern ihre militärischen Vorbereitungen zum Aufbau einer Nordfront. Die türkische Armee verlegte Panzer in den Nordirak. Das US-Militär setzte die Entladung von Kriegsmaterial in türkischen Häfen fort. Unterdessen erklärte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Mohammed al-Baradei, in einem Zeitungsinterview, dass von Nordkoreas Atomwaffenprogramm eine größere Gefahr für den Weltfrieden ausgehe als vom streng kontrollierten Irak. GB
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