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Archiv-Artikel

Schokoschock!

In der „Sweet Collection“ stellten am Sonntagabend 17 Filmemacher ihre Werke zum Thema Schokolade vor

Die Weihnachtmänner schlagen zurück! Schokoküsse greifen aus dem Weltall an, und die Actionhelden „Choco Cops“ bekommen die verbrauchte Energie durch Schokoriegel sofort zurück! Der Trashfaktor war groß bei den Filmen, die bei dem Kurzfilmwettbewerb „Mund auf! Augen zu?“ des Vereins ÖkoStadt eingereicht wurden. Filmemacher aus Bremen und umzu hatten sich beteiligt. Am Sonntag wurden die Filme im Rahmen der 4. Internationalen Umwelt-Filmtage im Kino 46 präsentiert.

17 Werke mit Längen zwischen einer und elf Minuten waren da zu sehen, fast die Hälfte davon waren Genreparodien – was sich bei geringem Budget auch anbietet, denn bei Genreparodien gilt: je billiger der Film aussieht, desto lustiger. In „Invasion aus dem Weltall“ von Axel Arft baumeln Schokoküsse deutlich sichtbar an Fäden und greifen die Weltbevölkerung an, die aus Milkakühen und Schokoweihnachtsmännern besteht.

In zwei Filmen ging es dagegen politisch sehr korrekt zu. In „Schokoschock“ von F. Beraldi und C. Schulze schieben sich lesbische Paare möglichst sinnlich Schokoladenstücke in die Münder – dann wird versucht, in eingeblendeten Titeln die ganze Geschichte vom Kakaohandel, Weltmarktspreisen und Hungerlöhnen aufzuarbeiten. Zum Teil fast wörtlich identisch mit dem Text in „...von der Schokoladenseite“ von Monika Beyer. Die Jury war klug beraten, sowohl den Trash wie auch den Agitprop bei der Prämierung zu übergehen.

Drei Preise durften die Filmemacher Eike Besuden, Ulrike Westermann und der Kameramann Henry Fried vergeben, statt eines dritten Preise einigten sie sich auf zwei zweite Preisträger, die jeweils 250 Euro bekamen. In „Das letzte Stück“ von Frederick Miguel Radeke wird eine Eifersuchtsgeschichte erzählt, bei der Anna ihren Freund zufällig dabei belauscht, wie er einer anderen seine Liebe schwört. Dass diese Konkurrentin eine Tafel Schokolade ist, mag als Pointe dünn erscheinen, die Jury beeindruckte aber die wie ein Homevideo gedrehte, authentisch wirkende Geschichte.

Dass eine gute Idee für einen Kurzfilm ausreicht, wenn er flott und im Stil konsequent ist, beweist der zweite Preisträger „Ein kurzer Film über das Öffnen von Schokoeiern“ von Belinde Ruth Stieve: In anderthalb Minuten werden zwölf Schokoeier jeweils mit verschiedenen Techniken geöffnet. Dafür gab es den größten Lacher des Programms.

Den ersten, mit 500 Euro prämierten Preis, bekam die Knetmassenanimation „Schokolade - ein Alltagstraum“ von Claudio Pfeifer und Lea Dietrich, in der sehr liebevoll der surreale Traum einer Fabrikarbeiterin gezeigt wird. Diese fährt Schlittschuh auf einem riesigen Stück Schokolade und ritzt so die Rillen in die Tafel – das wohl poetischste Bild des Programms, eines, das man so schnell nicht wieder vergisst. Und nach dem Beifall zu urteilen war dieser Film auch der Publikumsliebling.

Wilfried Hippen