: Grüne wollen Kita-Millionen
Um 19 Millionen soll der Kita-Etat erhöht werden, fordern die Grünen, denn: „Familienfreundliche Kindergärten sind ein Standortfaktor“
taz ■ Rund 19 Millionen Euro mehr soll Bremen pro Jahr für Kinderbetreuung locker machen, also knapp 90 statt bisher 70 Millionen – das fordern die Bremer Grünen. Daraus soll ein Rechtsanspruch auf sechs statt bisher vier Stunden Betreuung bezahlt werden, qualifizierte Zweitkräfte eingestellt werden und die Elterngebühren wegfallen.
Die Forderungen, die die jugendpolitische Sprecherin Anja Stahmann als Vier-Jahres-Programm gestern vorstellte, sind sämtlich nicht neu. Aber erstens ist Wahlkampf und zweitens gibt es inzwischen Zahlen, durch die Stahmann ihre Vorstellungen untermauert findet – Zahlen, die aus einer Studie hervorgehen, die das Sozialressort selbst in Auftrag gegeben hat. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hatte im Dezember vergangenen Jahres 1.003 Mütter und Väter nach ihren Wünschen in Sachen Kinderbetreuung gefragt. Heraus gekommen war, dass sich 52 Prozent der Befragten fünf oder sechs Stunden Betreuung wünschen, 28 Prozent sieben oder acht Stunden und nur zwölf Prozent vier Stunden für ausreichend halten. „Nicht bedarfsgerecht“ sei ergo das derzeitige Angebot, schlussfolgert Anja Stahmann und erklärt: „Familienfreundliche Kindergärten sind ein Standortfaktor.“
Mit einer Erzieherin auf 20 Kinder sei Bremen „bundesweit Schlusslicht“, so Stahmann, deshalb müsse die qualifizierte Zweitkraft her: „Nur so sind die notwendigen spielerischen Bildungs- und Förderangebote in den Kita-Gruppen zu leisten.“ Die Sprachtests, künftig vorgesehen für Fünfjährige, sollten direkt beim Eintritt in den Kindergarten greifen, so Stahmann.
Die Grüne befürchtet, dass die Hälfte der 1.250 Kinder, die in diesem Jahr nach dem 30. September Geburtstag haben und drei Jahre alt werden, ohne Kitaplatz bleiben. Denn trotz Rechtsanspruch seien diese Kids in den Ressortplanungen für das im Sommer beginnende Kindergartenjahr nicht berücksichtigt.
Dem allerdings widerspricht das Ressort. Angebot und Nachfrage für jene Kinder werden derzeit „in Einklang gebracht“, heißt es in einer Pressemitteilung, ab Juli würden Plätze vergeben. Ansonsten verweist Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) angesichts der Forsa-Zahlen auf ein „Entwicklungsprogramm für die kommenden Jahre, mit dem den Wünschen der Eltern Rechnung getragen werden soll“, und das bedürfe „gründlicher Vorbereitung“. Beitragsfreiheit und die qualifizierte Zweitkraft können sich die Grünen laut Röpke „vor dem Hintergrund der bremischen Finanzlage“ abschminken. Röpke gen Grüne: „Auch als Opposition sollten sie die Realitäten nicht ignorieren.“ sgi