Greenpeace setzt Zeichen

Umweltschützer verwandeln Brandenburger Tor in ein Friedenssymbol. Lob für den Antikriegskurs der Bundesregierung. Kultursenator freut sich vor Ort über die Aktion und verzichtet auf Anzeige

von IMKE ROSEBROCK

Mit einer spektakulären Aktion protestiert die Umweltschutzgruppe Greenpeace gegen den drohenden Krieg im Irak. Am Montagmorgen fahren drei Lkws unter das Brandenburger Tor. Aus Containern auf den Anhängern schrauben sich synchron drei Hebebühnen in die Höhe. 30 Menschen gelangen so auf das Wahrzeichen. Die ersten Polizisten sind gleich zur Stelle und kontrollieren die Papiere der Lasterfahrer. Während die Verstärkung sich mit Martinshorn nähert, bekommen Passanten einen ersten Eindruck davon, worum es geht: Oben neben der Quadriga wird ein blaues Transparent entrollt. „No War“ steht darauf und „Greenpeace“.

Der Name der Umweltschutzorganisation prangt auch auf den gelben Jacken, die einige der Umstehenden aus ihren Rucksäcken holen. Als Flugblätter verteilen sie ihren offenen Brief an den Bundeskanzler: Ein Krieg gegen den Irak werde nicht nicht nur viele Menschen töten, sondern auch die Umwelt zerstören, heißt es darin. Die ökologischen Folgen des Golfkriegs von 1991 werden aufgelistet: Millionen Tonnen Öl, die ins Meer geflossen seien, giftiger Niederschlag der brennenden Ölquellen, zerstörte Chemiedepots, Düngemittelfabriken und Kläranlagen, die Auswirkungen von Uran-Munition. Es gehe nicht um die Entwaffnung eines Diktators oder den Kampf gegen den Terror, sondern um die langfristige Sicherung von Machtinteressen und Ressourcen.

„Die Schwelle zum Einsatz von Krieg wird bewusst gesenkt“, erklärt Greenpeace-Sprecher Wolfgang Lohbeck. Auf Basis von Fälschungen werde ein Krieg beschlossen. „Das hier ist keine Protestaktion, sondern eine Unterstützungsaktion für den weltweit einzigartig klaren Kurs der deutschen Regierung.“ Man wolle sich einreihen in das breite Spektrum der Antikriegsgruppen. Frieden und Umweltschutz ließen sich nicht trennen, man trage den Frieden ja auch im Namen. Derweil bekommen oben die Pferde der Quadriga „No War“-Schilder umgehängt. Die Viktoria erhält einen Blauhelm.

Die Polizei hält sich zurück, die Passanten und Sympathisanten applaudieren. „Das ist Demokratie“, kommentiert ein Student aus den Vereinigten Staaten die Aktion, während andere aus seiner Gruppe festhalten, dass auch in den USA viele gegen den Krieg seien. Am Mittag wird das blaue durch ein giftgrünes Transparent ersetzt: „Old Europe says: No War“. Drei Aktivisten hängen daran den Nachmittag über in der Luft, damit es nicht verweht.

Inzwischen ist auch Kultursenator Thomas Flierl (PDS) vor Ort erschienen. Er freue sich, dass am „nationalen Symbol der Deutschen nun auch eine Stellungnahme des alten Europas hängt“, erklärt Flierl. Als Hausherr über das Brandenburger Tor sehe er von einer Anzeige ab. Das Transparent darf bis zum Abend hängen bleiben, dann kommt die Montagsdemo vorbei. Greenpeace verspricht, mit dem aufwändig restaurierten preußischen Denkmal sorgsam umzugehen. Und Klaus Wowereit lässt ausrichten, dass er als Regierender Bürgermeister das Beklettern des Tores natürlich nicht gutheißen könne. Als Privatperson begrüße er aber die Aussage der Aktion.