piwik no script img

Archiv-Artikel

Institution des Funk

Two Percent Jazz, 98 Percent Funky Stuff – das ist die Maxime von Maceo Parker, mit der er so manche Halle zum Kochen gebracht hat. Die Fabrik ist diese Woche gleich zweimal dran

von KNUT HENKEL

Als „Buddha mit einem Saxophon“ hat ihn Ani DiFranco einmal bezeichnet, und das nicht von ungefähr. Denn Maceo Parker ruht in sich. Er kann zufrieden sein mit seinem Leben, einem Leben zwischen Studio, Bühne und Hotels. Live zu spielen ist das A und O für den mittlerweile 60-jährigen Funk-Methusalem. Parker kennt nichts anderes, kann nichts anderes und will auch gar nichts anderes.

Und die Leute wollen ihn so – nicht nur das Publikum, sondern auch die Kollegen, die Schlange stehen, um mit dem Gentleman am Alt-Sax zu arbeiten. Ani DiFranco gehört genauso dazu wie Prince, James Taylor, Lenny Kravitz oder Chaka Khan. Auf seine alten Tage kann sich der „Architekt des Groove“ eigentlich aussuchen, mit wem er arbeitet. Einzig Janet Jackson, die hat noch nicht anfragen lassen – dabei würde das Funk-Mastermind mit ihr nur zu gerne einmal auf der Bühne stehen.

Dort ist sein Zuhause. Wie ein Baseballcoach dirigiert Parker seine Musiker. Ein Griff ans linke Ohr, und ein bestimmter Akkord erklingt, ein Reiben am Unterarm, und Trompeter Ron Tooley hat seinen Einsatz. Doch Tooley weiß ohnehin, was der Chief on Stage Parker von ihm will. Die beiden kennen sich schon aus gemeinsamen Tagen in der Band von James Brown. Gleiches gilt für den Bassisten Rodney „Skeet“ Curtis, der auf gemeinsame P-Funk-Tage mit Parker zurückblickt.

Alte Hasen wie jene beiden hat Maceo Parker Ende der achtziger Jahre um sich geschart und den Sprung in die musikalische Unabhängigkeit vollzogen. James Brown, sein musikalischer Pate, wanderte damals in den Knast, und für Parker war es die Chance, auf eigenen Funk-Füßen zu stehen. Die Zeit war überfällig, denn Parker hatte längst keine Lust mehr, der älteste Musiker in der Band eines anderen zu ein, wie er rückblickend im Interview sagt.

Und der Erfolg scheint ihm Recht zu geben, denn seit seinem musikalischen Durchbruch mit dem Album Life on Planet Groove zieht Groove-Master Parker sogar mehr Zuhörer an als seine einstigen Bandleader. Ob James Brown, George Clinton oder Bootsy Collins: Parker hat mit seinem Saxophon maßgeblich ihren Sound geprägt – und damit den des Funk. Ohne ihn wäre die Geschichte des Genres in den letzten drei Dekaden anders verlaufen, und wie selbstverständlich drückt er ihm heute seinen Stempel auf. Aus seiner Feder stammen eine ganze Reihe von Stücken und Soli, die einen zweiten Frühling erlebten, weil sie gesampelt auf den Alben von HipHop-Stars landeten. Für viele alte Freunde Parkers brachten diese Wiederverwertungen einen warmen Geldregen in Form von Tantiemen.

Parker selbst produziert immer neuen Stoff für die Sample-Jünger, und mit Sohn Corey, der seit Ende der neunziger Jahre mit dem Vater auf Tour geht, ist inzwischen auch ein Rapper an Bord, durch den der Sound des Ausnahmesaxophonisten ein wenig modernisiert daherkommt. Den Vater freut‘s, denn „die jungen Leute lieben seinen Sprechgesang“. Ohne Maceo Parkers fetten Funk-Teppich wäre der allerdings auch nur die Hälfte wert, wie das aktuelle Album Made by Maceo beweist. Dort ist Corey auf zwei Stücken zu hören, aber vor allem zeigt Parker der Ältereeinmal mehr, dass mit ihm weiter zu rechnen ist. Seine fetten Beats werden die Fabrik gleich zwei Abende lang erschüttern, wie zur Untermauerung seines Mottos: „Shut up and dance.“

morgen und übermorgen, 20 Uhr, Fabrik