unterm strich :
Eine persönliche Erklärung des heutigen Seitenproduzenten: Die Idee, die Herbst-Buchmesse nach Berlin zu verlegen, bescheiden wir mit einem eindeutigen Jein! Einerseits hätte man es als tazler dann ja bequemer; keine Tage als Untermieter mehr bei einer Oma in Darmstadt, und nach den obligatorischen Messebesäufnissen könnte man glatt gemütlich vorm eigenen Fernseher einschlafen. Andererseits entfällt ein Grund für eine Dienstreise und die Chance, mal andere Lokalitäten in Augenschein zu nehmen als die in hauptstädtischen Literaturkreisen offenbar unentbehrlichen Clubs „Kaffee Burger“ (subversiv-sein-sollende Variante), „103“ (schicke Variante) oder „Café Einstein“ (gediegene Variante). Also: Hat alles seine Vor- und Nachteile, und im Grunde ist es wurscht, wo gerade das Buffet zum aktuellen literarischen Megaknaller gereicht wird. Meinen wir.
Die Verantwortlichen in den jeweiligen Städten sind allerdings aufgeregter. Jedenfalls scheinen deutsche Städte der Buchmesse sowieso gerade die Türen einzurennen, nachdem deren Chef angekündigt hatte, eventuell auf den Standort Frankfurt am Main nicht hundertprozentig festgelegt zu sein. Alle wollen Buchmessenstadt werden! Der Buchmessensprecher Holger Ehling bestätigte bereits Verhandlungen mit München und Köln. Nach anderen Quellen soll auch Hannover dabei sein, und Berlin zeigt, wie erwähnt, auch großes Interesse, oder wie der Senatssprecher Michael Donnermeyer formulierte: Die Buchmesse wird im Senat als „superdicker Fisch“ angesehen. Aber zunächst muss natürlich noch einiges mit Frankfurt geklärt werden. Der Buchmessenchef Volker Neumann hatte Anfang des Jahres wegen hoher Hotelzimmerpreise zu Messezeiten und hoher Standkosten für die Aussteller mit einem Umzug der Buchmesse gedroht, der bereits im Jahr 2004 anstehen könnte. Die Frankfurter Messe verweist dagegen auf einen bis 2007 laufenden Vertrag mit der Buchmesse. Dann redet mal schön! Nächste Woche trifft sich die Branche erst einmal in Leipzig. Da findet dann nämlich die Frühjahrs-Buchmesse statt.
Noch was Interessantes: Die Bremer Kunsthalle wird am 29. März wertvolle Zeichnungen und Grafiken zurückbekommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg als „Beutekunst“ in die Sowjetunion gelangten. Zwar liegt eine offizielle Bestätigung aus Moskau noch nicht vor, aber eine mündliche Zusage gibt es offenbar schon. Und die Zeitung Iswestija berichtete gestern schon mal vorab, damit werde „eine der längsten und bekanntesten Geschichten in der Frage der Rückgabe“ von Beutekunst abgeschlossen.