: Jung. Frau. Schwarz
Die sechs wichtigsten Gründe für den Sieg des neuen US-Präsidenten Barack Obama – die Wähleranalyse
VON THILO KNOTT
1. Die Battelground-States. Der neue US-Präsident Barack Obama hat die Wahl gewonnen, weil er alle umkämpften Bundesstaaten, die sogenannten Swing States, für sich entschied. Bei den beiden letzten US-Präsidentschaftswahlen zwischen George W. Bush und den Demokraten Al Gore (2000) sowie John Kerry (2004) hieß die Erfolgsformel der Republikaner: 2 von 3 – zwei der drei Schlüsselstaaten Florida, Ohio und Pennsylvania reichten Bush für einen Sieg aus. Weil ansonsten die politische Landkarte klar aufgeteilt war zwischen Demokraten und Republikanern. Obama hat – wie Gore und Kerry – Pennsylvania gewonnen, aber auch Ohio und Florida, die zuvor jeweils an Bush gingen. Zudem errang Obama Siege in den Republikaner-Hochburgen Colorado, Indiana, Iowa, Nevada, New Mexico und Virginia. Nach Hochrechnungen sicherte sich Obama damit 349 Wahlmännerstimmen und überschritt die Marke von 270 Wahlmännern. McCain kommt auf 163 Wahlmännerstimmen. Die Bundesstaaten Missouri und North Carolina wurden noch ausgezählt. Insgesamt fielen 52 Prozent der Wählerstimmen aus allen Bundesstaaten auf Obama, 46 Prozent auf McCain.
2. Die Jungwähler. Bei den Wählern unter 30 Jahren lag Obama laut AP-Umfrag am deutlichsten vor John McCain. 68 Prozent dieser Altersgruppe stimmten für den Demokraten. Das ist der höchste Anteil seit 1976, seit überhaupt Daten zu dieser Altersgruppe erfasst werden. Und von denjenigen, die sich zum ersten Mal an einer Präsidentenwahl beteiligten, bekam Obama sogar 70 Prozent. McCain lag nur bei den Wählern über 65 Jahren vorne. Überproportional stark bei den Erstwählern vertreten waren Schwarze und Hispanics mit je 20 Prozent. Die Mobilisierung gerade von Erstwählern trug auch zur Rekordwahlbeteiligung bei: Die lag nach Schätzungen bei 65 Prozent. Das wäre die höchste Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg und noch höher als die beim Duell zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon 1960 (63,8 Prozent).
3. Die Frauen. Obama gewann vor allem die Zustimmung von Frauen, die beim parteiinternen Vorwahlkampf noch mehrheitlich für Hillary Clinton stimmten. Laut CNN-Umfrage kam er auf 56 Prozent, John McCain nur auf 43 Prozent. 2004 hatten sie noch mehrheitlich für George W. Bush gestimmt. Bei den unverheirateten Frauen kam Obama sogar auf 70 Prozent. Bei den Männern kamen beide auf 49 Prozent. Doch die Frauen machen insgesamt mit 53 Prozent einen größeren Anteil an der Wählerschaft aus.
4. Die Afroamerikaner. Dass Schwarze mit großer Mehrheit für Obama stimmten, ist keine Überraschung. Neu ist der Rekord: 96 Prozent der Schwarzen sprachen sich für Obama aus – die Höchstmarke hielt bisher der gescheiterte demokratische Präsidentschaftskandidat Walter Mondale anno 1984 mit 90 Prozent. Sie machten auch 13 Prozent aller Wählerstimmen aus. Bei allen früheren Wahlen lag ihr Anteil nie über 11 Prozent. Sie verschafften Obama damit ein Viertel seiner Stimmen. Dagegen stimmten 55 Prozent der Weißen für McCain.
5. Die Hispanics. Auch bei der spanischstämmigen Bevölkerung holte Obama die Mehrheit: Seine 66 Prozent stehen gegen 31 Prozent für John McCain. Ähnlich stimmten auch die Asians ab: Hier kam Obama auf 62 Prozent, McCain auf 35 Prozent. Diese Mehrheiten sind auch deshalb wichtig, weil die Macht der weißen Wähler schwindet: Der Anteil der Weißen an der Wählerschaft lag 1984 bei 86 Prozent, 2004 noch bei 77 Prozent – und liegt jetzt bei 74 Prozent.
6. Die Wirtschaftskrise. Das Topthema des Wahlkampfs: 60 Prozent der Wähler nannten laut AP-Umfrage die Wirtschafts- und Finanzkrise als wichtigstes Thema. Energiefragen, der Irakkrieg, die nationale Sicherheit und das Gesundheitssystem spielten eine klar untergeordnete Rolle. Und da trauten die Wähler Obama die größte Kompetenz zu. Vier von zehn Befragten sagten, die finanzielle Situation ihrer Familie sei momentan schlechter als vor vier Jahren. In dieser Gruppe lag der Anteil der Obama-Wähler bei 70 Prozent.