Flüchtlings-Exodus befürchtet

UN-Flüchtlingshilfswerk hofft, dass Irak-Anrainerstaaten Grenzen offen halten

GENF dpa/epd ■ Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat die Nachbarländer des Iraks aufgefordert, ihre Grenzen im Kriegsfall für Flüchtlinge offen zu halten. „Wir werden darauf bestehen, die Flüchtlinge hereinzulassen“, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski gestern. Allerdings wisse derzeit niemand, ob es im Kriegsfall mehr oder weniger als die geschätzten 600.000 Flüchtlinge geben werde. „Wir haben keine sehr guten Szenarien“, sagte Janowski. Das UNHCR rief die Industrieländer auf, vorübergehend keine abgelehnten Asylbewerber aus Irak zurückzuschicken. Allein voriges Jahr hätten mehr als 50.000 Iraker im Ausland um Asyl gebeten, die meisten in Großbritannien und Deutschland.

Nach Angaben der UN-Behörde für die Koordination humanitärer Hilfe (OCHA) haben die internationalen Geberländer erst 40 Millionen der 123,5 Millionen US-Dollar überwiesen, die für die Bewältigung eines möglichen Irakkriegs durch die UN-Hilfsorganisationen angefordert worden waren.

Unterdessen brachte das Kinderhilfswerk Unicef eine Lieferung von 1.000 Tonnen proteinhaltiger Kekse für mangelernährte irakische Kinder auf den Weg. Ziel sei, vor dem Ausbruch eines Krieges im Irak lebende Kinder mit Nahrung, Medikamenten und Impfstoffen zu versorgen. Nach Einschätzung des Ex-UN-Koordinators für humanitäre Hilfe im Irak, Hans-Christian Graf von Sponeck, sind im Kriegsfall Epidemien und eine Hungersnot im Irak nicht zu verhindern. Die Iraker litten seit Jahren unter den „schlimmsten Wirtschaftssanktionen, die je ein Volk erlebt hat“, sagte er. Die Diakonie hat in vier irakischen Städten Hilfszentren eingerichtet. In Kirchen, Moscheen und Schulen könnten im Notfall bis zu 16.000 Menschen versorgt werden.