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Chinas Behörden zensieren erste Konzerte und CD der Rolling Stones im Reich der Mitte
BERLIN taz ■ Bei ihren allerersten Konzerten in China dürfen die Rolling Stones ihre Hits „Brown Sugar“, „Honky Tonk Woman“, „Beast of Burden“ und „Let’s Spend the Night Together“ nicht spielen. Dies teilte ein Sprecher der für die Konzerte am 1. und 4. April in Schanghai und Peking zuständigen Agentur gestern in Chinas Hauptstadt mit. Eine Begründung hätten die Kulturbehörden nicht gegeben, sagte Chen Jixin von Beijing Time New Century Entertainment. „Es überrascht nicht, dass die Regierung einige Lieder verboten hat. Sie haben alle mit Sex zu tun.“
Die vier Songs dürfen auch nicht auf der CD „40 Licks“ veröffentlicht werden, sagte Cindy Tai von der Plattenfirma EMI China laut der Hongkonger South China Morning Post. Es ist das erste jemals legal in China vertriebene Album der Stones, das zu den Auftritten in der Volksrepublik erscheint. Sie sind Teil der gleichnamigen Welttournee zum 40-jährigen Bandjubiläum. In Chinas Sonderzone und einstiger Kronkolonie Hongkong, wo die Gruppe Ende März zwei Konzerte gibt, sind die Songs nicht verboten. In Schanghai und Peking darf die Gruppe bis zu 24 Lieder spielen.
Lieder der Stones wurden in den 60er- und 70er-Jahren gelegentlich auch im Westen zensiert. So wurde „I Can Get No Satisfaction“ in den USA von Sendern 1965 wegen seiner sexuellen Anspielungen boykottiert. Und 1967 musste Mick Jagger in einer US-Show „Let’s spend some time together“ statt „Let’s spend the night together“ singen.
Die Gruppe bemühte sich seit den 70er-Jahren um einen Auftritt in China. Als sie in den 60er-Jahren im Westen erste Erfolge feierte, herrschte in China die Kulturrevolution, die westliche Popkultur als geistige Verschmutzung brandmarkte. Bekannt wurde die Gruppe in China erst mit der 1978 begonnenen Reform- und Öffnungspolitik. Jetzt dürfte der Kommerz beide Seiten einen. Die Konzertkarten kosten 55 bis 660 Euro.
Bemerkenswert ist, dass im Vorprogramm des Auftritts im Pekinger Arbeiterstadion Chinas Rockstar Cui Jian spielt. Er hatte 1989 vor den demonstrierenden Studenten auf dem Platz des Himmlischen Friedens gespielt. Seitdem darf er meist nur noch auf kleinen Bühnen auftreten.
SVEN HANSEN