Kulturkürzungen im Doppelhaushalt
: Eiskunstlaufen auf sehr dünnem Eis

Zugegeben, es wurde nachgebessert. Zugegeben, der Minister kann mit dem Erreichten marginal zufrieden sein. Dennoch, die Entwicklung einer zukunftsorientierten nordrhein-westfälischen Kulturpolitik stagniert. Die Kulturpolitiker führen Schattengefechte mit dem Finanzminister und den starken Lobbyisten im Landtag und lassen sich dafür im Ausland lieber für teure Mega-Events feiern.

Den Kulturschaffenden vor Ort kümmert das wenig. Er arbeitet immer mehr ohne das Trapez der staatlichen Förderung. Die ganze Szene – und hier trifft sich sowohl Hoch- und Subkultur – bewegt sich auf sehr dünnem Eis. Minister Michael Vesper (Grüne) war zu Beginn der Legislaturperiode einmal angetreten, den Kulturhaushalt wieder zu erhöhen. „Spätestens in zwei Jahren wird er steigen“, sagte er damals. Dann kamen die konjunkturellen Einbrüche, globale Minderausgaben, kommunale Megaverschuldung. Vesper wurde ungewollt zum Mangelverwalter, krampfhaft bemüht, die Reststrukturen einer rot-grünen Kulturpolitik in der Breite wenigstens auf niedrigem Level zu erhalten.

Aber Vorsicht. Niemand kann heute sagen, was die nächsten zwei Jahre bringen werden. Sollte die Konjunktur nicht anspringen, sollten die Gemeindefinanzen nicht reformiert werden, dann wird weiter gespart werden müssen. Doch noch eine globale Minderausgabe verträgt das filigrane Kulturgebilde nicht mehr. Dann bricht die ganze Horde durch das Eis und ersäuft. Und daran kann auch eine neue Landesregierung nichts ändern.

PETER ORTMANN