: Freezers proben die Stallrevolte
Die Freezers wollen im Meisterschafts-Viertelfinale den großen Bruder aus Berlin noch möglichst lange ärgern
Nicht wenige Eishockey-Experten halten die 52 Saisonspiele für Makulatur. Wer am Ende Meister wird, entscheidet sich ohnehin erst in den Play-offs. Dort treffen nun mit den Eisbären Berlin und den Hamburg Freezers – dem ersten und dem achten der Vorrunde – ausgerechnet die beiden Teams des milliardenschweren US-Investors Phillip Anschutz aufeinander. Ein aus der Formel Eins bekanntes Phänomen.
Dass sich die Freezers jedoch bereits im ersten der sieben möglichen Spiele um den Einzug in das Halbfinale (das zweite Match war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) keiner Stallregie beugen würden, war bereist nach 40 Sekunden klargestellt, als Bob La Chance den Puck nach einer schönen Einzelaktion volley in die Berliner Maschen hämmerte. Die Hamburger, denen es in der Vorrunde sowohl zu Hause als auch auswärts jeweils einmal gelungen war, den Titelfavoriten aus Berlin zu besiegen, versteckten sich keineswegs und erzielten nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Eisbären noch im ersten Drittel die erneute Führung. Jacek Plachta fälschte einen wuchtigen Schlagschuss von Verteidiger Ted Crowley unhaltbar für den Berliner Schlussmann ins Tor. Postwendend fiel im Anschluss an eine wüste Catcheinlage zwischen dem Hamburger Witehall und dem Berliner Aldridge jedoch der erneute Ausgleich. Eine Szene, die wie die insgesamt 50 verhängten Strafminuten (Berlin 34/ Hamburg 16) zeigte, dass sich beide Teams nichts schenken.
Im Schlussdrittel verlegten sich die Hausherren erfolgreich auf ihr pfeilschnelles Konterspiel und bauten somit ihre Führung zum 5:2 Endstand aus.
Schuld an der Niederlage der Freezers waren vor allem individuelle Fehler (das 4:2 fiel in Überzahl), die von den Berlinern eiskalt ausgenutzt wurden, wie auch Geschäftsführer Boris Cap-la im Anschluss an das Spiel konstatierte. Diese Fehler müssen unbedingt abgestellt werden, dann kann der Spieß in den noch kommenden mindestens drei Spielen der Best-of-Seven-Serie durchaus umgedreht werden.
Wie sehr die Hamburger Fans den Play-offs bereits entgegenfiebern, belegen nicht nur die binnen Stunden ausverkauften Heimspiele in der Color Line Arena (im Gegensatz zur eher mäßig besuchten Berliner Deutschlandhalle). Auch die Tatsache, dass der DEL-Live-Ticker im Internet am Mittwoch Abend unter der Last der vielen Anfragen aus Hamburg zusammenbrach und das Spiel der Freezers in Berlin für weitere Nutzer nicht mehr zugänglich gemacht wurde spricht dafür, dass die Freezers im Wettbewerb um die Gunst der Fans allemal vorne liegen. FRANK SCHLIEDERMANN