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Archiv-Artikel

Geld soll Unis spitz machen

Die Bundesregierung sucht nach Deutschlands Spitzen-Unis. Den fünf besten sollen ab 2006 jährlich jeweils 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Und das fünf Jahre lang

BERLIN taz ■ Den zusammen mit den Grünen regierenden Sozialdemokraten ist die Hochschulszene entschieden zu unsexy. Deswegen haben Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Forschungsministerin Edelgard Bulmahn (beide SPD) gestern einen Scharfmacher in die Diskussion geworfen. In einer Innovationsoffensive sollen jährlich 250 Millionen Euro für eine Handvoll deutscher Top-Unis bereitgestellt werden – zusätzlich zum normalen Etat. Auch den Spitzenforschungseinrichtungen versprach Schröder einen lang anhaltenden Budgetgewinn.

Das Szenario, das Schröder und Bulmahn gestern auf einem Zukunftskongress in Berlin vorstellten, hat mindestens zwei Schönheitsfehler. Das Viagra für Elite-Unis ist auch ein Etikettenschwindel – denn das Wundermittel wird wohl aus der Absenkung der Bundeszuschüsse in den Hochschulbau finanziert. Zudem weiß der grüne Koalitionspartner offiziell nichts von dem Zukunftsprogramm – und findet es obendrein unattraktiv. „Wenn der Bund sich aus dem Hochschulbau zurückzieht und dafür 250 Millionen Euro auf fünf Hochschulen verteilen will, ist das keine Antwort auf die Situation“, sagte die grüne Fraktionschefin Krista Sager der taz.

Die Innovationsoffensive hat zwei Teile. Erstens sollen sich in einem sofort zu beginnenden Wettbewerb die deutschen Hochschulen um Zusatzmittel bewerben. Es geht um jeweils 50 Millionen Euro pro Jahr. Das Geld soll von einer international besetzten Jury vergeben werden und ab 2006 fließen. Zweitens schlägt die Forschungsministerin den Präsidenten der großen Wissenschaftsorganisationen einen Vertrag vor. Sie bekommen einen fest vereinbarten jährlichen Mittelzuwachs, wenn sie sich im Gegenzug auf so genannte Zielvereinbarungen verpflichten. Dazu gehört, mit Hochschulen zu kooperieren, den Nachwuchs energisch zu fördern und auch unkonventionellen Forschungszweigen eine Chance zu geben. Forschungsorganisationen begrüßten das Programm. Die Opposition reagierte so empört wie machtlos auf das Angebot des Kanzlers an die Spitzenforscher. Anders als etwa bei dem ebenfalls von der Bundesregierung angeschobenen Förderprogramm für Ganztagsschulen, haben Länder und Union diesmal keine politischen Hebel in der Hand, um den Bund zu stoppen.

CHRISTIAN FÜLLER

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