schulstreik
: Solidarität erfordert Rücksicht

Die Streiks im öffentlichen Dienst gehen den BerlinerInnen zunehmend auf die Nerven. Besonders heftig trifft es arbeitende Eltern, die ihre Grundschul- oder Kitakinder nicht mehr betreuen lassen können. Und die sich zudem in einer unbequemen Zwickmühle befinden – denn dass Lehrer- und ErzieherInnen besser bezahlt werden müssen, denken die meisten Eltern wohl auch. Viele finden es trotzdem ungerecht, dass der Tarifstreit vor allem zu ihren Lasten geführt wird – und zu denen ihrer Kinder.

KOMMENTAR VON ALKE WIERTH

Auch Eltern sind ArbeitnehmerInnen, Gewerkschaftsmitglieder, sogar Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Dass die Gehälter in Berlin zu niedrig sind, dass gute Arbeit verlangt, aber selbige schlecht bezahlt wird, wissen viele aus eigener Erfahrung. Die Solidarität mit den PädagogInnen ist deshalb groß: Was diese leisten und was sie dafür bekommen, steht in einem Missverhältnis. Eltern wissen das.

Trotzdem ist mittlerweile der Unmut über die unausweichlich zu ihren Lasten gehenden Streiks an Schulen und Kitas fast ebenso groß wie die Solidarität. Die Bereitschaft engagierter Eltern, darüber zu reden, wie man den Arbeitskampf der PädagogInnen so gestalten kann, dass nicht immer die Familien den Preis dafür zahlen müssen, sollten diese, vor allem aber ihre Gewerkschaft deshalb sehr ernst nehmen.

Denn es gibt bei allem Respekt vor der Arbeit von Lehrer- und ErzieherInnen auch große Unzufriedenheit mit der Bildungssituation. Wenn da den Eltern das Gefühl vermittelt wird, man ziehe eben nicht an einem Strang, verfolge nicht dasselbe Ziel, geht die Solidarität ganz verloren. Dann hat der Senat gewonnen.