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Archiv-Artikel

Das Münsterland gegen die Castor-Transporte

Anti-Atom-Initiativen wollen bundesweit mobilisieren: Demonstrationen und Autobahn-Aktionstag angekündigt

MÜNSTER/AHAUS taz ■ Bundesweit wollen Anti-Atom-Initiativen gegen die neuen Castor-Transporte in das Zwischenlager im münsterländischen Ahaus protestieren. Am 6. März planen die Atomkraftgegner entlang der über 600 Kilometer langen Strecke vom sächsischen Rossendorf nach Ahaus einen Autobahn-Aktionstag, so Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Kein Atommüll in Ahaus“ zur taz. „Wir wollen die Menschen entlang der Strecke aufrütteln, dass auf der Autobahn direkt vor ihrer Nase hochradioaktiver Atommüll vorbeigefahren könnte.“

Auch mit Transparenten und Radioaktivitäts-Warnhinweisen werden die Atomkraftgegner auf das Risiko möglicher Atomtransporte per LKW hinweisen – selbst ohne Unfall seien Anwohner und Arbeiter einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt, warnen die Aktivisten. Auch könnte auf der denkbaren Strecke Dresden – Erfurt – Kassel – Dortmund – Recklinghausen – Ahaus oder auf der Alternativroute über Dresden, Leipzig, Magdeburg, Braunschweig, Hannover und Osnabrück nach Ahaus ein Castor-Modell rollen: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace verfügt über einen naturgetreuen Nachbau des Atombehälters.

Außerdem wollen die Initiativen am 5. Februar am Rand der Sitzung des Ahauser Stadtrats gegen die Lieferung des sächsischen Atommülls protestieren. Dabei wächst die Basis der Castor-Gegner: Selbst die als CDU-nah geltenden „Katholischen Frauen Deutschlands“ haben sich den Protesten wieder angeschlossen, rufen zur Teilnahme an der Demonstration vor dem Rathaus auf. „Wir haben schon jetzt Rückmeldungen aus ganz Deutschland“, freut sich auch Matthias Eickhoff von der Initiative „Stoppt Atomtransporte“ aus Münster. „Wir sind in einer dynamischen Situation.“

Die Atomkraftgegner halten die vom Betreiber des ehemaligen Forschungsreaktors in Rossendorf bei Dresden bereits mit dem Zwischenlager Ahaus vertraglich fest vereinbarten Castor-Transporte für sinnlos – die bestehende „Transportbereitsstellungshalle“ in Sachsen sei ebensowenig sicher wie die das in Beton-Leichtbauweise errichtete Zwischenlager. Außerdem gebe es für Rossendorf eine zwar vorläufige, aber unbefristet geltende „Genehmigung zum Umgang mit bestrahlten Kernbrennstoffen“. Das Bundesamt für Strahlenschutz hält dagegen: „In Rossendorf darf nicht dauerhaft gelagert werden“, so ein Sprecher zur taz. „Es gibt keine Aufbewahrungsgenehmigung.“

ANDREAS WYPUTTA