Schalke wird jetzt Musical

Zum hundertjährigen Jubiläum des FC Schalke 04 inszeniert das Musiktheater Gelsenkirchen ein Musical. Die Schalker Vereinsverantwortlichen lassen sich vom Inhalt überraschen

VON HOLGER PAULER

Anfang der 80er. Schalke steckt mal wieder im Abstiegskampf – und ist abhängig von einem verwöhnten Jungstar namens Jojo, der auch noch unglücklich in die Cellistin Louisa verliebt ist. Kann das gut gehen? Das Musical „nullvier – Keiner kommt an Gott vorbei“ im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MIR) macht sich zum hundertjährigen Schalker Vereinsjubiläum seine nostalgischen Gedanken.

Natürlich ist der Abstiegskampf im tristen Parkstadion längst Geschichte. Die Gegenwart in der modernen „Arena auf Schalke“ steht dem Showbusiness näher als den Wurzeln des Fußballs – eine Vorlage also, die eigentlich zum Musical passen würde. „Das erleben die Leute doch jeden Tag“, begründet Intendant Peter Theiler den Rückgriff auf die Vergangenheit. Außerdem wolle man nicht in Konkurrenz zur Bundesliga treten.

Im Schatten des FC Schalke 04 stehend, hofft das renommierte Musiktheater nun, einen Teil des Ruhms abzubekommen. „Wir sind froh, dass wir mitmachen dürfen“, sagt Peter Theiler bescheiden, um stolz auf die Hauptdarsteller hinzuweisen: Rasmus Barkowski als Joseph Joachim „Jojo“ Schrader und Carina Sandhaus als Luisa Stegemann gehören zu den größten Musicalhoffnungen Deutschlands. Nicht minder stolz ist Theiler auf das Musical-Logo: Die Farbe ist eine Mischung aus köngisblau und MIR-Blau. Der Schriftzug erinnert an Stadion-Leuchtreklamen der Achtziger, das Plakat ist dem Prolo-Image des Fußballs geschuldet.

Die Uraufführung ist für den neunten Mai geplant. Der Mix aus Musical und Fußball müsste funktionieren. Bis Mitte Juli sind 27 Vorstellungen angesetzt. Bei einem Fassungsvermögen von 1.000 Zuschauern hätten 27.000 Besucher Platz – Bundesligadurchschnitt. Die Eintrittspreise bewegen sich ebenfalls im Fußballniveau: 8,50 Euro bis 41,50 Euro. Geschäftsführer Peter Neubauer will dann auch die Fußballfans mit Rabatten in die ungewohnte Umgebung locken. Schalke-Mitglieder und Dauerkarteninhaber erhalten zehn Prozent Rabatt. Stehplätze sind nicht vorgesehen.

Um Missverständnissen vorzubeugen, betont Regisseur Mathias Davids, dass die Handlung rein fiktiv sei. „Wir wollen hier nicht die Vereinsgeschichte erzählen“, sagt er. Wäre auch sehr schwierig. Die Schalker Verantwortlichen sind in die inhaltliche Arbeit nicht eingebunden. „Ich war sehr skeptisch und habe mich da rausgehalten“, sagt Präsident Gerd Rehberg. Auch Manager Rudi Assauer will sich überraschen lassen. Überzeugt habe ihn aber, dass „noch kein Verein auf der ganzen Welt darauf gekommen ist, sein Jubiläum als Musical zu feiern.“ Eine Begründung, die auch Ex-Präsident Günter Siebert nicht besser hätte formulieren können. Wie ernst es den Schalkern mit dem Musical sei, verdeutliche die Tatsache, dass das Ganze ein Zuschussgeschäft sei, so Assauer.

Schließlich werden doch noch Inhalte des Musicals bekannt. Die Rede ist von Fußballszenen, die tänzerisch dargestellt werden sollen – begleitet von funkigem Disco-Beat. Dazu versäuft und verspielt der im Abstiegskampf zu Hilfe geholte Gott am Schalker Markt sein halbes Vermögen. Der eben noch entspannte Rudi Assauer lächelt jetzt leicht gequält. Die Fortsetzung dürfte bekannt sein.