: Deichvisionär Theodor Storm
War Theodor Storms „Schimmelreiter“ und sein Deichgraf Hauke Haien ein Vorreiter des modernen Deichbaus? Auf jeden Fall sind in der gleichnamigen Novelle des Husumer Dichters Bautechniken erwähnt, die damals revolutionär waren und heute Standard an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste sind. Doch diese Parallele ist nur eine von vielen zwischen dem Stormschen Werk und der Wirklichkeit. Publizist Reimer Kay Holander hat sich dem Thema in seinem Buch „Der Schimmelreiter – Dichtung und Wirklichkeit“ gewidmet. Die um aktuelle Erkenntnisse ergänzte Neuauflage der 1976 erstmals erschienenen Publikation wurde gestern im Nordfriisk Instituut in Bredstedt vorgestellt.
Mit dem Schimmelreiter hat sich Holander der vielleicht symbolträchtigsten literarischen Figur Norddeutschlands zugewandt. Für viele sei Hauke Haien „eine ideelle Personifizierung des Nordfriesen“, meint der Historiker Fiede Pingel vom nordfriesischen Institut. Seine Bedeutung sei auch daran abzulesen, dass sogar ein Stück Land, der nördlich von Bredstedt gelegene „Hauke-Haien-Koog“, nach ihm benannt ist. „Das gibt es meines Wissens kein zweites Mal auf der Welt“, meint Pingel.
Auch die Literatur- und Geschichtsforscher hat der Schimmelreiter dazu gereizt, nach Verbindungsstücken zwischen Literatur und Realität zu suchen. Holanders Arbeit gilt als Pionierleistung. „Er hat wichtige historische Quellen erschlossen“, sagt der Präsident der Storm-Gesellschaft, Karl Ernst Laage. LNO