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Archiv-Artikel

FC St. Pauli: „Partner der Polizei“

Im Konflikt um Bierbecherwürfe im Stadion und die Bambule-Auseinandersetzungen vom vergangenen Freitag bezieht der Millerntor-Club eindeutig Position: Zugunsten der Hamburger Polizei

Von MARCO CARINI

Der FC St.Pauli droht seinen Fans mit Stadionverbot. In einer aktuellen Presseerklärung des Vereins heißt es, der Club werde solche Mittel „anwenden“, wenn sich Vorfälle wie während des Spiels gegen Mannheim wiederholen. Dort war es vergangenen Freitag zu Scharmützeln zwischen einigen Fans, Ordnungshütern und Polizei gekommen, nachdem einige Zuschauer aus Protest über ein nicht gegebenes Tor Plastikbecher in Richtung Innenraum geworfen hatten.

Zwei Vereins-Ordner versuchten daraufhin einen vermeintlichen Werfer abzugreifen; als dies misslang, stürmten mehrere Polizeibeamte in die Gegengerade um die Ordner bei ihren Bemühungen zu unterstützen – es kam zu Handgreiflichkeiten. Nun stellt der Verein klar: „Es kann nicht geduldet werden, dass Ordnungskräfte im Stadion angegriffen werden, weil Zuschauer verhindern wollen, dass eben dieser Ordnungsdienst seinen Aufgaben nachkommt“.

Aus Angst, Innenbehörde und Polizei würden durchsetzen, dass „die Heimspiele nicht mehr freitags stattfinden können, und womöglich sogar der Ausschank alkoholischer Getränke untersagt wird“, macht der Verein in seiner Erklärung Front gegen die Organisatoren der Bambule-Demo vom letzten Freitag. Dass diese stattfand, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Standort-Lösung anbahnte, sieht der Club als Beleg dafür, dass es den Demo-Aufrufern „weniger um das Vermitteln eines politischen Anliegens, denn um blinden Aktionismus ging.“ Dass ein im Fußball-Vorberichtssstil verfasstes Mobilisierungsflugblatt zur „3. Halbzeit – RC Bambule gegen SR Green Team“ ludt, wertet der Verein in gleicher Weise. Der FC St. Pauli werde es nun nicht mehr „billigen“, wenn die Heimspiele zur Mobilisierung für solche Aktionen genutzt würden.

Höhepunkt der Presseerklärung: Den Demo-Initiatoren wird die Mitverantwortung an den von Polizeiübergriffen geprägten Auseinandersetzungen im Verlauf der Demo angeheftet, weil eine Mobilisierung im Stadion „zur Teilnahme von angetrunkenen, zum Teil sehr jungen Fans geführt“ hätte, was die „Durchführung einer geordneten Demonstration kaum möglich“ gemacht hätte. Indirekt gibt die Club-Erklärung ihnen eine Mitschuld daran, dass „unbeteiligte St.Pauli-Fans, Kiezbesucher und Anwohner in Mitleidenschaft gezogen wurden“.

Der Hintergrund: Das Dezernat Interne Ermittlungen ermittelt gegen mehrere Polizeibeamte, weil diese nach Augenzeugenberichten grundlos mehrere Passanten misshandelt, gefesselt und festgenommen hatten. Über das eskalierende Verhalten der Polizei im Stadion und während der Demo verliert der Verein aber kein einziges Wort. Schließlich, so ein Verantwortlicher, müsse sich der Club „auch als Partner der Polizei“ darstellen.