: Jugendhaus unerwünscht
Bürgerinitiative fühlt sich durch ein „Jugendkombihaus“ geschädigt. CDU sieht finanzielles Risiko, knickt aber ein
BOTTROP taz ■ Bottrop kann sich eigentlich glücklich schätzen. Während in ganz NRW die Jugendarbeit finanziell ums Überleben kämpft, plant die Stadt ein fast zehn Millionen Euro teures „Jugendkombihaus“, zu 90 Prozent gefördert vom Land und der EU. Trotzdem hat sich eine Bürgerinitiative dagegen gebildet und nicht alle Parteien stehen hinter dem Projekt.
Das „Jugendkombihaus“ soll eine Kombination aus Freizeittreff, berufsqualifizierender Ausbildungsstätte, Jugendhotel und einer Veranstaltungshalle mit Jugendkneipe sein. Die Anwohner des Baugeländes haben sich zu einer Bürgerinitiative gegen das Projekt zusammengeschlossen, da sie Lärmbelästigung und Vandalismus durch die Jugendlichen fürchten. Ein Dorn im Auge ist ihnen vor allem die 1.400 Leute fassende Veranstaltungshalle: „Sie ist nur 80 Meter entfernt von unseren Häusern geplant. Außerdem ist eine Halle in dieser Dimension hier gar nicht von Nöten“, sagt Monika Hegemann, Vorsitzende der Bürgerinitiative Jugendkombihaus. In Gesprächen mit Jugendlichen will sie herausgefunden haben, dass diese sich bloß einen Treffpunkt wünschen und keine riesige Veranstaltungshalle: „Sie wollen Tischtennis spielen und Kickern, etwas was sie sich von ihrem Taschengeld leisten können.“ Peter Noetzel, Kämmerer der Stadt, hält dagegen, dass es solch ein Angebot im Freizeitbereich des Jugendkombihauses geben wird und die Veranstaltungshalle überregionale Anziehungskraft haben soll.
Doch auch die CDU und FDP in Bottrop kritisieren das Konzept. Vorgesehen ist es, die Veranstaltungshalle an zwei Tagen der Woche als Disko und an anderen Tagen für Stadtteilarbeit und andere Veranstaltungen zu nutzen. Hans Schürmann (CDU), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, hält die Halle für überdimensioniert und finanziell riskant: „Ich weiß nicht, was für Veranstaltungen in dieser Größe dort stattfinden sollen und im Zweifelsfall muss die Stadt als Eigentümer den Betrieb aufrechterhalten.“ Wenn sich die Halle nicht rentiere, würden die anderen Teile des Jugendkombihauses auch darunter leiden. „In der aktuellen finanziellen Situation der Kommunen könnte das ein Fass ohne Boden werden.“
Kämmerer Peter Noetzel argumentiert, dass sich für eine kleinere Halle kein Vermieter gefunden hätte: „Bei so einem Projekt ist eine gewisse Größe erforderlich, sonst ist es unwirtschaftlich.“ Da das Konzept als Ganzes gefördert wird, wäre es auch höchst problematisch, nun eine kleinere Halle zu bauen. So ist für die CDU das ganze Jugendkombihaus nicht akzeptabel: „Wir wollten eine kleinere Halle. So sagen wir nein“, sagt Hans Schürmann.
Am Dienstag wurde jedoch bei der Abstimmung im Beschwerdeausschuss der Stadt ein Bürgerantrag der BI gegen das Jugendhaus gegen die Stimmen der CDU abgelehnt. Damit ist Angelegenheit für die Christdemokraten auch schon erledigt: „Als Demokrat hat man Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren und der Fall ist gegessen.“ Monika Hegemann und die BI stehen damit allein gegen das Großprojekt, wollen aber nicht aufgeben. Dabei sind sie auf die Kompromissbereitschaft der Stadtverwaltung angewiesen, mit der sie sich Ende Februar zum Gespräch treffen: „Wir müssen den Schaden begrenzen und rausholen, was noch möglich ist“, sagt Hegemann. Geplanter Baubeginn ist Herbst 2005.