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Archiv-Artikel

Kaum ein Viertel für Anleger empfehlenswert

Nachhaltigkeitsrating: Die Münchener Agentur Oekom hat Versicherungsunternehmen und die Lupe genommen

Von ALO

Die besten Versicherungen sind die, die man zwar hat, aber nicht braucht. Denn dann ist nichts passiert. Doch wie verwalten die meist weltweit agierenden Konzerne all die eingezahlten Beiträge ihrer Kunden? Und wie agieren die Unternehmen im innerbetrieblichen Tagesgeschäft? Diese Informationen sind bedeutsam für jene, die Papiere der Versicherungen in ihr persönliches Portefolio oder als Manager in Fonds aufnehmen wollen. Die Münchener Ratingagentur Oekom Research hat mehr 70 Firmen unter die Lupe genommen und sie im Rahmen eines 200 Punktekataloges mit ökologischen und sozialen Kriterien in Sachen Nachhaltigkeit bewertet.

Zum Branchenprimus kürten die Münchener den norwegischen Versicherer Storebrand. „Das Unternehmen konnte sich im Corporate Responsibility Rating gegen 69 Wettbewerber durchsetzen“, so Oekom. Die Agentur gab den Norwegern die auf einer Skala von „A+“ bis „D-“ die Wertung „B“. Storebrand tat sich vor allem damit hervor, dass die Firma die Nachhaltigkeitsaspekte „in die gesamte Bandbreite unternehmerischer Tätigkeiten“ einbezieht. Vor allem „ausgereifte Umweltprogramme, hohe soziale Standards für Mitarbeiter und Chancengleichheit“ hätten zur Topposition des Unternehmens beigetragen.

Weiteren 15 Versicherungen bescheinigt Oekom Research im weltweiten Vergleich immerhin eine „klar überdurchschnittliche Nachhaltigkeitsperformance“, wie es heißt; darunter Gerling, Allianz und Münchener Rück. Doch stießen die Analysten nicht nur auf positive Aspekte: 44 der international bedeutendsten Unternehmen der Branche disqualifizierten sich bereits im Vorfeld „auf Grund mangelnder Transparenz“. Ungeeignet fand man unter anderem alle in Frage kommenden amerikanischenn Unternehmen, aber auch europäische Gesellschaften wie Aegon (NL) und Assicurazioni Generali (IT). Letztlich blieben also nur 26 Assekuranzen im Rennen.

Als ein Schlüsselthema bezeichnet Oekom die mögliche Einbeziehung von Gentests in die Policen, was für Unruhe bei tatsächlichen und potenziellen Kunden gesorgt habe. „Die Branche hat darauf reagiert und verzichtet freiwillig in fast allen Ländern auf Gentests für Standard-Lebensversicherungen“, so der Analyst Johannes Nikolopoulos. Damit habe sie „den Vorwurf, Menschen mit Erbkrankheiten zu benachteiligen teilweise entschärft“.

Ein weiterer kritischer Punkt sei die Absicherung von Krediten sozial-ökologisch umstrittener Projekte. Nur wenige der analysierten Gesellschaften hätten „die Folgen von Bauvorhaben wie Staudämmen oder Pipelines umfassend abgeschätzt“. Anders zum Beispiel Swiss Re. Der Rückversicherer habe eine Abteilung für soziokulturelle Fragen eingerichtet und gehe damit „weit über die Forderungen der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen hinaus“.

Doch würden die Auswirkungen des Klimawandels von der Branche noch unzureichend berücksichtigt. Eine Ausnahme bildeten hier die Rückversicherer und auch Erstversicherer wie Gerling, die sich „mit Forschungsaufwendungen und politischer Lobbyarbeit in Sachen Klimaschutz hervortun“. Mit einer ökologischen Ausrichtung von Versicherungsprodukten könnte die Branche zwar „ihr Potenzial als Katalysator einer nachhaltigen Wirtschaft ausschöpfen“. Doch seien „grüne“ Versicherungsprodukte noch selten zu finden. ALO

Oekom Research, Tel. (0 89)54 41 84-0