Rechter Racheakt mit tödlichem Ausgang

Rechtsradikale erstechen linken Aktivisten in Mailand. Zwei weitere Personen werden bei dem Überfall verletzt

ROM taz ■ Ein Toter, ein Schwer- und ein Leichtverletzter – dies ist die tragische Bilanz eines Überfalls mit offenbar rechtsextremem Hintergrund auf einige Aktivisten der radikalen Linken in Mailand. Das Mordopfer, der 26-jährige Lkw-Fahrer Davide Cesare, hatte sich in der Nacht von Sonntag auf Montag mit Freunden auf dem Heimweg von einer Kneipe befunden, als die im Viertel als Linke Bekannten drei Rechtsextremen – einem 54-Jährigen und seinen zwei 17- und 29-jährigen Söhnen – begegneten. Den Aussagen der Überlebenden zufolge zogen die Täter sofort die Messer, töteten Cesare mit einem Stich in die Kehle und stachen die beiden anderen nieder.

Dem Mord soll ein Zwischenfall eine Woche vorher vorausgegangen sein, der die Tat als Racheakt erscheinen lässt: Der 29-Jährige war bei einem Spaziergang mit seinem auf den bezeichnenden Namen „Rommel“ hörenden Rottweiler von Angehörigen des besetzten autonomen Zentrums „Orso“ verprügelt worden. In diesem Zentrum war auch der zugleich bei Rifondazione Comunista eingeschriebene Cesare aktiv.

Mailand fühlt sich mit einem Schlag um 20 Jahre zurückversetzt: Die norditalienische Metropole war neben Rom in den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren ein Hauptschauplatz des Krieges zwischen Rechten und Linken gewesen, dem zahlreiche Jugendliche beider Seiten zum Opfer fielen. Ausgerechnet gestern jährte sich zum 25. Mal der Mord an zwei Aktivisten des Centro sociale Leoncavallo; die lange geplante Gedenkdemonstration wurde nun zum wütenden Protest gegen den neuerlichen Mord.

Heftige Proteste hatte es gleich in der Tatnacht vor dem Krankenhaus gegeben, in das Cesare eingeliefert worden war. Aufgebrachte Freunde hatten versucht, in die Klinik einzudringen, und wurden nach Aussagen auch der Ärzte mit Schlagstöcken traktiert. Auch in Rom gab es am Montag Zusammenstöße zwischen etwa 500 Demonstranten und Polizisten. So schlugen die Protestierer eine Pizzeria kurz und klein, die sie mit einem benachbarten Treff der Rechten verwechselt hatten.

Mit einem Appell zur Mäßigung meldete sich die Mutter von Cesare Davide zu Wort: „Tötet nicht eure Ideale, indem ihr euch ins Grab schicken lasst. Geht nicht in die Falle des Hasses, indem ihr mit Gewalt auf Gewalt antwortet. Schluss mit der Gewalt, und nicht etwa weil wir die andere Wange hinhielten. Wir können nicht nach Frieden suchen, wenn wir Träger des Todes sind.“ MICHAEL BRAUN