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Archiv-Artikel

Krieg: Eine Frage von Stunden

US-Präsident George W. Bush setzt Führung in Bagdad 48 Stunden Frist, das Land zu verlassen. Danach würden die US-Truppen einen Krieg beginnen. Saddam Hussein lehnt Forderung ab. Schröder und Chirac stellen sich gegen Kriegsultimatum

WASHINGTON/BERLIN/PARIS ap/afp/taz ■ Schon morgen könnte ein Krieg gegen Irak beginnen: US-Präsident George W. Bush stellte dem irakischen Staatschef Saddam Hussein gestern früh ein letztes Ultimatum von 48 Stunden, das Land zu verlassen. Danach würden die amerikanischen Streitkräfte „zu einem Zeitpunkt unserer Wahl“ einen Militärschlag einleiten, sagte Bush in einer Ansprache aus dem Weißen Haus. In Erwartung einer baldigen Offensive zogen die UN ihre Waffenkontrolleure aus Irak ab.

Saddam Hussein wies das Kriegsultimatum zurück. In „Iraks letzter Schlacht“ werde sein Land über die USA siegen, verkündete er gestern. Angesichts des bevorstehenden US-Angriffs hat Saddam Hussein einen Kriegsrat abgehalten. An dem Treffen am Dienstag habe neben ranghohen Armeeoffizieren auch sein Sohn Kusai, Chef der Elitetruppen der Republikanischen Garden, teilgenommen, berichtete das Staatsfernsehen. Bei den Gesprächen seien bereits bestehende Pläne zur Abwehr des Angriffs geprüft worden. In der Golfregion sind inzwischen 250.000 US-Soldaten einsatzbereit. Selbst wenn Saddam Hussein Irak verlassen sollte, würde ein Einmarsch erfolgen, sagten US-Offizielle.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Frankreichs Präsident Jacques Chirac stellten sich klar gegen das US-Kriegsultimatum. In Fernsehansprachen verwiesen beide gestern darauf, dass die Vereinten Nationen für eine Entwaffnung Iraks eingetreten seien, nicht für den von den USA geforderten und an sich „wünschenswerten“ Sturz von Staatschef Saddam Hussein. „Die Welt steht am Vorabend eines Krieges“, sagte Schröder in seiner Ansprache. „Ich habe Zweifel, ob der Frieden in den nächsten Stunden noch eine Chance bekommt“, betonte er. Chirac verurteilte den erwarteten Angriff auf Irak als ungerechtfertigt und erklärte, wer Gewalt über Recht stelle und sich über den Willen der Vereinten Nationen hinwegsetze, lade schwere Verantwortung auf sich.

Wie Frankreich drangen die Vetomächte Russland und China weiter auf eine friedliche Abrüstung des Irak. Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Dienstag in einem Telefonat mit seinem amerikanischen Kollegen George W. Bush die „ultimative Lösung“ Washingtons in der Irakkrise bedauert. Ebenso bedauerlich sei, „dass die intensiven diplomatischen Bemühungen keinen allseits akzeptablen Kompromiss erbracht“ hätten, teilte der Kreml mit. Chinas neuer Ministerpräsident Wen Jiabao betonte: „Jede Anstrengung sollte unternommen werden, um einen Krieg zu vermeiden.“ Auch der Vatikan lehnt einen Krieg zu diesem Zeitpunkt ab. Wer den Irak angreife, müsse sich „vor Gott, dem eigenen Gewissen und der Geschichte“ verantworten, so ein Vatikansprecher gestern.

Australien, Bulgarien und Rumänien bekräftigten dagegen ihre Unterstützung eines Militärschlages. Auch Dänemark und Polen wollen die von den USA geführte „Koalition der Willigen“ militärisch unterstützen.

Ungeachtet der US-Kriegsdrohungen berät am Mittwoch der Sicherheitsrat auf Außenminister-Ebene über die Irakkrise.