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Archiv-Artikel

Familienmelken

Elternverein FamilienPower glaubt, dass sich Kita-Beiträge verdoppeln werden. Londoner Verhältnisse

In einer groß angelegten Plakatkampagne warb der Senat kürzlich mit der Absenkung der Kita-Gebühren um zehn Prozent. „Hamburg wird künftig mehr Geld denn je von den Familien einnehmen“, sagt dagegen der Sprecher des Elternvereins „FamilienPower“, Matthias Taube. Der Elternanteil am 300-Millionen-Etat für Kinderbetreuung, so seine Prognose, wird sich von gegenwärtig 48 Millionen bis 2005 auf den „historischen Höchststand“ von 75 Millionen Euro erhöhen und dann 25 Prozent ausmachen. Zum Vergleich: 1998 betrug der Elternanteil noch 13 Prozent. Taube: „Eine Verdoppelung in sieben Jahren.“

Hauptproblem ist die Elternbeitragstabelle, die seit zehn Jahren nicht verändert wurde. War eine vierköpfige Familie mit 2800 Euro Monatseinkommen 1994 noch vergleichsweise wohlhabend, tut es ihr heute bei gestiegenen Lebenshaltungskosten finanziell weit mehr weh, wenn sie den Höchstsatz von 383 für einen Kita-Platz zahlt. Der Schwarz-Schill-Senat rechnet zwar in der Tat ab August das Kindergeld heraus, was für mittlere Beitragszahler eine leichte Absenkung bringt. Doch wird dies, so Taube, durch besagten Inflationseffekt nach zwei Jahren wieder aufgehoben sein.

Richtig gut fährt dagegen die Stadtkasse mit dem neuen Kita-Gutscheinsystem, weil Plätze zu 90 Prozent nur noch an Berufstätige vergeben werden. Gegenwärtig sind beispielsweise bei der städtischen Kita-Vereinigung 60 Prozent Mindestsatzzahler. Da bei doppelt berufstätigen Eltern bereits normale Arbeiter den Höchstsatz zahlen, rechnet Taube nun mit 27 Millionen Euro Mehreinnahmen, allein durch den geplanten „Klientelwechsel“. Geld, das die Stadt künftig einsparen kann.

„Der Senat sollte sich schämen. Nach London hat Hamburg die höchsten Beiträge Europas“, sagt Taube. Die Stadt verstoße zudem gegen die EU-Vorschrift, den Elternanteil nicht über 16 Prozent zu erhöhen. Zum Vergleich: Frankfurt hat einen Höchstsatz von 132 Euro und einen Elternanteil von nur 14 Prozent. In Schweden gibt es gar eine staatlich verordnete Höchstgrenze von 120 Euro. Hamburg nimmt das Dreifache. KAIJA KUTTER