Die Frau zwischen Rot-Grün und Schwarz-Grün

Als Bezirksvorsteherin koaliert Elisabeth Thelen mit den Sozis, als Ratsmitglied mit der CDU. Mit welcher Partei sie nach den Kommunalwahlen zusammenarbeiten wird – vorausgesetzt, sie wird gewählt –, will sie noch nicht verraten

Elisabeth Thelen (43) tanzt zur Zeit auf zwei politischen „Hochzeiten“. In der Kölner Innenstadt pflegt sie als Bezirksvorsteherin eine rot-grüne Zusammenarbeit, im Stadtrat muss sie als Politikerin gleichzeitig in einer schwarz-grünen Konstellation votieren.

Das Ganze ist eher ein Zufall. Als Bezirkspolitikerin rückte sie 2000 überraschend in den Stadtrat nach. Die Doppelrolle will sie aber nur noch bis Herbst spielen. Dann will sie sich ganz auf denRat konzentrieren – vorausgesetzt, die grüne Basis wählt sie heute auf dem Parteitag auf einen aussichtsreichen Platz und genügend Kölner setzen hinter ihren Namen das Kreuzchen. „Elf Jahre Bezirksvertretung waren genug“, sagt sie im Gespräch mit der taz.

Thelen hat die Arbeit in beiden Bündnissen stets als pragmatisch empfunden. „Ideologische Barrieren gab es kaum, die Sachpolitik stand im Mittelpunkt“, erklärt die Lehrerin und heutige Angestellte. Gerade in der Bezirksvertretung sei es um die kleinen Probleme der Bevölkerung gegangen. Wirklich unterschiedliche Ansichten habe es nur bei symbolischen Akten gegeben. So spielte die CDU nicht mit, als ein Platz nach einem Vorkämpfer der Schwulenbewegung benannt werden sollte.

Im Stadtrat sind die Sitten rauer, weiß die Deutzerin. Als über die Schließung von Jugendeinrichtungen abgestimmt wurde, wollte sie sich beim besten Willen nicht dem schwarz-grünen Fraktionszwang beugen. „Ich habe einfach mein Mandat als Ratsmitglied ein paar Minuten nicht wahrgenommen und habe bei der Abstimmung den Saal verlassen“, erinnerte sich Thelen. In Stadtparlament werde schließlich größerer Wert auf ein einheitliches Vorgehen der Fraktion gelegt als im Bezirk.

Thelen war grünes Gründungsmitglied und in den 80er Jahren im Landesvorstand. „Damals war die CDU noch auf der ganz anderen Seite“, so Thelen. Sie kam aus der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung – „wie viele, die heute mit mir Kommunalpolitik machen“. Die CDU habe sich aber gewandelt, vor allem wenn nicht alles staatlich geregelt oder die Eigeninitiative der Bürger gefördert werden soll. Ob sie nach der Wahl lieber mit CDU oder SPD zusammenarbeiten will, mochte Thelen nicht sagen: „Es wäre unklug, sich jetzt schon festzulegen. Sagen wir es so: Ich kann mit beidem gut leben.“

Innerlich wägt sie aber schon ab: „Die Heugel-SPD hat uns Jahre lang vor den Kopf gestoßen, obwohl Rot-Grün rechnerisch immer möglich gewesen wäre.“ Mit einer personell erneuerten SPD könne sie sich eine Koalition aber gut vorstellen, da sei sie im Bezirk Innenstadt durch eine gute Schule gegangen. Andererseits habe die Kooperation mit der Union im letzten Jahr auch gut geklappt: „Wir haben Einiges auf die Schiene gesetzt. Ich hoffe, dass wir auch vieles davon jetzt konkret umsetzen können“, sagt sie. Es wird also wohl weniger das „Bauchgefühl“ sein, das für die doppelt Bündis-Erfahrene zum Entscheidungskriterium wird, sondern die bloße Zahl des Wahlergebnisses. Frank Überall