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Archiv-Artikel

Streik beim Weser-Kurier geht weiter

Redakteure wehren sich gegen Kürzungsabsichten der Verleger, die ihre wirtschaftliche Lage nicht offen legen wollen

Von kawe

Bremen taz ■ Eine Gruppe von ungefähr 35 Redaktionsmitgliedern der Bremer Tageszeitungen Weser Kurier und Bremer Nachrichten ist gestern Vormittag ins Rathaus gekommen, um Vertretern der dort tagenden Bürgerschaft ihre Ziele zu erläutern. „Unbefristet“ sei man in den Streik getreten, solange die Arbeitgeber keinerlei Handlungsbereitschaft erkennen lassen würden. Da auch die Volontäre diesmal mitstreiken würden, säßen nur die sieben Chefredakteure im Pressehaus an der Martinistraße – und diese würden die Abhängigkeit freier Mitarbeiter zur Zeitungsproduktion ausnutzen. Es wurde erwartet, dass nicht mehr als eine Notausgabe herauskommen könne.

Im letzten Jahr hatten die Redaktionsmitglieder des Weser Kurier auf eine Stunde bezahlter Arbeit verzichtet – das entspricht einer Lohn-Minderung von 2,7 Prozent – und im Gegenzug die Zusicherung herausgehandelt, dass es keine Entlassungen geben sollte. Diese Vereinbarung läuft am 30. März aus.

Die Verleger haben in den Tarifverhandlungen zuletzt angeboten, die Gehälter bis 2005 einzufrieren, die Arbeitszeit der Redakteure um 3,5 Stunden pro Woche zu erhöhen und das Urlaubsgeld auf 75 Prozent zu kürzen. Im Gegenzug sollte weiter auf Kündigungen verzichtet werden. Zudem solle es eine „tarifliche Öffnungsklausel für Lohn und Arbeitszeit“ geben. Die Gewerkschaften DJV und DJU könnten dem zustimmen, wenn die Offenlegung der wirtschaftliche Lage eines Verlages zur Voraussetzung gemacht würde. Das wollen aber die Verleger nicht – unter Bezug auf den Tendenzschutz.

Selbst der Betriebsrat wisse nicht, wie viel der Weser Kurier für die Nutzung des Titel an die Verleger-Familien Hackmack-Meyer bezahlen müsste, wie hoch die Miete sei – das Unternehmen „Bremer Tageszeitungen AG“ (Bretag) sei verschachtelt und die wirkliche Ertragslage völlig undurchschaubar. Ob die wirtschaftliche Lage wirklich Opfer erzwingen würde, könne niemand nachprüfen. Auf Urlaubsgeld zum Beispiel wolle man nur verzichten, wenn im Gegenzug neue junge Redaktionsmitglieder eingestellt würden, erklärten Vertreter der Streikenden. kawe