debatte : Grüne und CDU streiten über künftige Bildungspolitik
Wem nützen gläserne Schulen?
Es war das Duell der bildungspolitischen Extreme: CDU gegen die Grünen, Claas Rohmeyer gegen Dieter Mützelburg. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion hatte zu einem Werkstatt-Streitgespräch eingeladen, um Wege für die künftige Bremische Bildungspolitik „zwischen Hannover und Helsinki“, aber auch zwischen Schwachhausen und Tenever auszuloten.
Moderator und taz Bremen-Redakteur Klaus Wolschner zitierte zum Einstieg den Deutschland-Chef der Unternehmensberatung McKinsey, Norbert Kluge, der Bildung als „wichtigste volkswirtschaftliche Investition“ betrachtet und die Politik aufgefordert hat, allein die frühkindliche Erziehung in Deutschland mit über 2 Milliarden Euro zu fördern. Rohmeyer, 31-jähriger Student der Rechtswissenschaften und seit 1999 in der Bürgerschaft, blockte das Argument ab: „McKinsey stellt sich das sehr theoretisch vor, wir müssen mit den Menschen sehr real umgehen.“ Die große Koalition habe nach dem Pisa-Schock „zusätzliches Geld in nicht erheblicher Höhe für Bildung bereitgestellt“, formulierte Rohmeyer.
SPD und CDU hätten lediglich „an ein paar Ecken herumgeflickt“, anstatt ein mutiges Reformkonzept für die vorschulische und die schulische Bildung vorzulegen, hielt Mützelburg dagegen. Zum künftigen Bremer Schulsystem gab es von Rohmeyer wenig Neues zu hören. „Wir brauchen die vierjährige Grundschule für alle und danach die Aufteilung in ein gegliedertes, aber durchlässiges System“, pochte er auf das CDU-Wahlprogramm. Die bestehenden Gesamtschulen würden nicht geschlossen, neue dürfe es aber nicht geben. Heftig diskutiert wurden die bremenweiten, zentralen Vergleichsarbeiten, die demnächst in den Klassen 3, 6 und 10 geschrieben werden. Geht es nach dem Willen der CDU, soll es künftig im Internet eine „Schuldatenbank“ geben, in der die Bremer Schulen ihr Profil und die Leistungsergebnisse ihrer Klassen öffentlich machen sollten. Ein Lehrer meinte, auf diese Weise würden die extremen Leistungsunterschiede der Schulen transparent und nur das zwänge die Politik dazu, den Schulen in bildungsschwachen Stadtteilen besonders zu helfen. jox